Unsere Sachen sind gepackt, George ist bestens ausgerüstet und alle wichtigen Reisevorbereitungen wurden getroffen. Nach sechs Wochen in Hann. Münden kann es endlich wieder los gehen.
Jedoch gibt es neben den schönen Dingen ebenfalls eine Entwicklung, die die Welt und uns erschüttert hat und auf die wir kurz eingehen möchten. Putins Krieg in der Ukraine. Dass es zu dieser Eskalation kommt, hätten viele nicht erwartet. Mit Sachspenden haben auch wir versucht zu helfen, um so einen Beitrag zu leisten. Der Krieg betrifft uns aktuell physisch noch nicht, jedoch beobachten wir den Verlauf und die Entwicklung genau. Wird Putin seine anderen Nachbarländer (ehem. Sowjetunion) ebenfalls angreifen? Somit wären nahezu alle asiatischen Länder unserer Route betroffen. Dieser Umstand macht eine Reiseplanung unmöglich. Neben dieser Bedrohung kommt hinzu, dass viele Länder noch immer mit der Ausbreitung von Covid zu tun haben und die Grenzübergänge noch teilweise geschlossen sind oder die Einreise stark beschränkt ist. Zudem wurde Kasachstans Regierung im Februar erst gestürzt, sodass auch hier die Lage sich schnell verändern kann.
Mit diesem Hintergrund haben wir uns entschieden, nicht mehr zu planen, sondern einfach erstmal loszufahren und spontan den Entwicklungen entsprechend zu reagieren. Auf den Moment der Vorfreude
warten wir dadurch leider noch, aber auch dieser wird bestimmt noch einsetzten, sobald wir erstmal unterwegs sind.
Anfang April verlassen wir also Hann. Münden und fahren nach Gießen, um den Geburtstag von Alex‘ Schwester zu feiern. In Gießen ankommen werden wir jedoch nicht.
Nach nicht mal einer Stunde Fahrt leuchtet die Ladekontrollleuchte auf. Vor zwei Wochen erst haben wir den Keilriemen ersetzten lassen. Wie kann das jetzt sein?
Vor knapp drei Jahren ist uns im ersten Teil unserer Reise der Zylinderkopf in Griechenland gerissen. Scheinbar wurde bei der Reparatur beim erneuten Anbringen der Lichtmaschine die obere Befestigung vergessen. Vor zwei Wochen hatte dann die untere Befestigung nachgegeben und ist gebrochen. Dadurch saß der Keilriemen falsch und quietschte. In einer Werkstatt in Baunatal wurde die Lichtmaschine neu befestigt und der Keilriemen erneuert (450€ Reparaturkosten). Das Problem wurde scheinbar nicht hundertprozentig gelöst, denn nun stehen wir nahe Gießen und beim Blick in den Motorraum finden wir einen zerfetzten Keilriemen vor. Der ADAC zieht George kurz darauf auf einen Abschleppwagen.
Wie das bei uns immer so ist, haben wir enormes Glück im Unglück. Unser Abschlepper ist ein Engel auf zwei Beinen. Er klärt für uns beim ADAC, dass wir bis zu unserer Wunschwerkstatt zu Peter nach Biebelsheim (140km entfernt) geschleppt werden. In der Plus-Mitgliedschaft ist normalerweise nur das Abschleppen bis zur nächstgelegenen fähigen Werkstatt enthalten. Von Biebelsheim geht’s mit dem Taxi ins nächste Hotel und am nächsten Morgen wird George inspiziert. Die Fahrt und die Übernachtung gehen ebenfalls auf Kosten des ADACs, denn die Panne ereignete sich am Sonntag und eine Reparatur des Wagens ist erst am nächsten Werktag möglich. Peter und sein Mechaniker Alex, die schon 2019 George eine zweite Chance gaben, als er von Land Rover als wirtschaftlicher Totalschaden eingestuft wurde, inspizieren den Motorraum genau. Scheinbar erzeugt der Spanner der Spannrolle nicht den gewünschten Druck, um den Keilriemen in Position zu halten. Schnell wird dies repariert und George ist wieder fahrbereit. Da wir aufgrund von zwei Schlaglöchern die Windschutzscheibe wechseln wollten und somit eh einen Termin bei Peter hatten, konnte er sich die Zeit für uns nehmen und uns dazwischenschieben.
Am nächsten Tag sollen noch die restlichen Reparaturen erledigt werden. Bis dahin heißt es erstmal ab auf die Weinberge und endlich bekommen wir unsere erste Nacht in George.
Die Nacht war trotz der Enge und Kälte recht erholsamen. Ein Vorteil unserer dicken Schlafsäcke ist, dass sie unsere Bewegungsfreiheit stark eingeschränken und wir dadurch eher selten im Schlaf kollidieren. Das Aufwachen in der Natur ist die Umstellung allemal wert.
Wieder bei Peter angekommen, lassen wir die restlichen Reparaturen durchführen. Der Kabelbaum zum Steuergerät wird neu abgedichtet, da wir etwas Öl im Stecker entdeckt hatten - ein häufiges Problem der TD5-Motoren. Es könnte zu einem Kurzschluss im Steuergerät führen und somit zu einem frühzeitigen Ende unserer Reise. Zuletzt wird noch die Windschutzscheibe getauscht und endlich sind wir abfahrbereit. Alles in Allem haben wir für die Reparaturen gute 650€ zahlen müssen. Voller neuer Energie fahren wir weiter in Richtung Remstal zu Alex Eltern. Unser erster Stopp.
Nach nur drei Tagen Fahrt haben wir das Gefühl, schon eine Menge erlebt zu haben.
gez. Eileen
...hier siehst du unsere gesamte Route.