UNTERBODEN- UND HOHLRAUMSCHUTZ - TEIL 1

- Oder 'meine Odyssee zum richtigen Schutz'

 

Lange genug habe ich mich davor gedrückt den Artikel zum Thema Unterbodenschutz zu schreiben, doch heute ist es endlich soweit! Zu diesem Thema gibt es einfach unglaublich viel zu sagen, macht euch deswegen, wie der Titel schon verrät, auf einen längeren Artikel gefasst. Ich habe ihn deswegen in verschiedene Unterkategorien mit Überschrift gepackt. Falls ihr nicht alles Lesen möchtet, könnt ihr direkt zu dem Teil springen, der euch interessiert.

Das habe ich beutzt:

 

  •  Flex mit Zopfbürstenaufsatz
  • Schutzbrille
  • Atemmaske
  • Schutzanzug
  • Gehörschutz
  • Handschuhe
  • Pinsel
  • Bremsenreiniger
  • Abdeckfolie
  • Krepband
  • Spachtelmasse
  • 0,5L Brunox Epoxy, 250ml Spray
  • 1L Brantho Kurrox 3in1, 500ml Spray

Wieso ist der Unterboden- und Hohlraumschutz so wichtig?

Jeder Besitzer eines Land Rover Defenders hat mit einem ganz speziellem Lieblingsthema zu kämpfen: Rost. Das liegt vor allem daran, dass die Engländer scheinbar viel Freude daran haben, unterschiedliche Metalle in ihren Autos zu verbauen. So auch beim Defender. Der Großteil der Karosserie besteht aus Aluminiumblechen. Der Rahmen allerdings, der unter dem Defender schlummert und für die Tragfähigkeit zuständig ist, besteht aus gekantetem Stahlblech. Dementsprechend rostet der Rahmen sehr gerne, sodass das zentrale Thema beim Defender lautet: Wie schütze ich den Rahmen von außen (Unterbodenschutz) und innen (Hohlraumschutz) am besten?

 

Natürlich bietet es sich an, schon beim Kauf auf einen guten Rahmenzustand zu achten. Falls ihr momentan noch vor dem Kauf eines Defenders steht, schreibt euch das unbedingt mit auf eure Checkliste, denn den Rahmen richtig aufzubereiten kostet sehr viel Geld. In Zahlen heißt das von ca. 4.000€ (Strahlen + Schützen) bis zu ca. 11.000€ (Neuer, verzinkter Rahmen + Einbau). Leider sind die Rahmen jedoch oft unter vielen Schichten von Unterbodenschutz versteckt und es ist schwer ersichtlich, wie der Allgemeinzustand des Rahmens nun wirklich ist. In so einem Fall solltet ihr vor allem auf Durchrostungen, Beulen oder dünnes Blech (Klopfen!) achten. 

Der Zustand des Rahmens und wie er zu behandeln ist

Ist der Zustand des Rahmens noch sehr gut, so reicht es aus lediglich kleine Stellen per Hand zu behandeln und den Unterboden- und Hohlraumschutz ca. alle 2 Jahre zu erneuern.

Übliche Mittel sind z.B. Fluid-Film, Mike Sanders, Bitumen, Brantho Kurrox 3in1, Seilfett

Kosten: Selbermachen - ca. 200€ (Hebebühne von Vorteil, Werkzeug nötig, wenig Aufwand), machen lassen -  ca. 1.200€

 

Vernachlässigt man diese ständige Wartung, so kann es sein, dass Roststellen intensiver behandelt werden müssen, eine Vorbehandlung mit Draht- und Zopfbürste ist dann unerlässlich. Danach den Unterboden- und Hohlraumschutz ca. alle 2 Jahre erneuern.

Kosten: Selbermachen - ca. 300€ (Hebebühne beinahe unabdingbar, Werkzeug nötig, viel Aufwand), machen lassen - ca. 2.200€

 

An alle Stellen des Rahmens kommt man per Hand allerdings nicht! Ist der Rost nicht ausreichend behandelt, kann er unter dem Unterbodenschutz weiterrosten! Hat sich der Rost an vielen Stellen schon ordentlich angesetzt, so empfiehlt es sich einen dieser zwei Punkte zu wählen:

 

Der Komplette Unterboden sollte zunächst Eisgestrahlt werden, die Roststellen behandelt und der Rahmen anschließend mit Unterboden- und Hohlraumschutz versehen werden.

Kosten: machen lassen - zwischen 4.000€ und 5.000€, ständiges erneuern des Unterbodenschutzes danach nötig + Eventuelle Kosten Tausch Hecktraverse ca. 1.200€ - 1.600€

 

Umbau auf einen Verzinkten Rahmen, eine Behandlung ist danach theoretisch nicht mehr nötig.

Kosten: Restauration in Eigenarbeit - Verzinkter Rahmen (Defender 110, TD5) aktuell ca. 4.500€ (Aufwand immens), Kompletter Einbau soll übernommen werden - bis zu ca. 13.000€

Wie ist der Zustand des Rahmens bei George?

Kommen wir nun zu George. Der Zustand des Rahmens ist insgesamt noch solide. Der Vorbesitzer hatte den Rahmen, damals kurz bevor ich ihn gekauft habe, vorbehandelt und anschließend mit Unterboden- und Hohlraumschutz versehen. Seit dem Kauf sind allerdings 3 Jahre vergangen und ich habe das ganze Thema etwas schleifen lassen. An einigen Stellen ist der Schutz abgeblättert und sollte erneuert werden. Ein paar Roststellen machen sich bemerkbar. Etwas schwieriger ist es bei der Hecktraverse, die sollte in den kommenden Jahren mal getauscht werden.

 

Da ich momentan alles Geld in das Reisebudget stecke, habe ich mich entschlossen die Hecktraverse erst nach der Reise zu tauschen und dann in einem Zug den Rahmen vernünftig machen zu lassen, vermutlich mit Eisstrahlen. Der Schutz des Rahmens bis dahin ist mir jedoch sehr wichtig und ich plane mir ein festes Budget von 1200€ für die Behandlung ein.

 

Tatsächlich würde ich am liebsten den Schutz selber aufgetragen, nicht nur des Geldes wegen, sondern allein auch wegen der Erfahrung. Ich packe die Dinge, wie ihr wisst, ja gerne selber an. Da mir aber keine Hebebühne und geeignete Werkzeuge zur Verfügung stehen, muss ich nach einer Werkstatt in der Nähe suchen und stoße dabei auf Boeckels Offroad.

 Bei Boeckels Offroad

Boeckels Offroad spezialisiert sich, wie es schon im Name steckt, auf Offroad-Fahrzeuge. Hier wurde schon an einigen Defendern der Unterbodenschutz gemacht. Die Firma liegt bei Düsseldorf in Willich und ist von Bochum nur 45 Minuten mit dem Auto entfernt.  Zuerst rufe ich dort an, denn ich habe eine Idee – ich würde ja gerne selber anpacken. Wieso also nicht fragen, ob das hier möglich ist? Ich spreche mit Sergio, der sich neben Benedikt, dem Chef, um die Autos kümmert. Leider ist wegen Corona eine Umsetzung meines Vorschlags momentan nicht möglich. Schade, aber das lässt sich nun mal nicht ändern.

 

Also vereinbare ich einen Termin und schicke zunächst die Bilder vom Unterboden für eine erste Kostenschätzung. Mit meinen 1200€ liege ich eigentlich ganz gut, auch wenn auf dem Papier 1600€ stehen. Sergio meint, wenn ich den Unterboden zuerst selber sauber mache, kommen wir auf deutlich weniger Arbeitsstunden und dann sollte der Preis stimmen.

 

Also mache ich mich am nächsten Tag auf zur Waschstraße und gebe dort mein Bestes. Ich liege sogar auf dem Boden um an alle Stellen zu kommen, zur Freude der weitern Kunden. Mit Eimer und Bürste schrubbe ich danach, unter dem Auto liegend, bis ich am Ende dreckiger als George bin. Jetzt ist der Unterboden wirklich sauber.

 

Ich bringe George nach Willich und treffe dort auf Sergio. Gemeinsam schauen wir uns den Unterboden an und unterhalten uns sehr lange und ausführlich über die verschiedenen Möglichkeiten. Da ich von Anfang an sage, dass eine Eisstrahlbehandlung momentan aus finanzieller Sicht nicht möglich ist, wird mir ein elektrischer Unterbodenschutz empfohlen. Couplertec heißt das scheinbare Wundermittel. 4 - 6 Pads werden an dem Rahmen befestigt und über die Starterbatterie mit (sehr wenig) Strom versorgt. Dadurch wird der Rahmen negativ geladen und der Sauerstoff, der ebenfalls negativ Geladen ist und für die Rostbildung nötig ist, abgestoßen. Soweit die Theorie. Für die Praxis zeigt mir Sergio den Unterboden seines Nissan Patrol, der auch mit Couplertec versehen ist. Seit einem Jahr hat sich hier noch kein Rost sichten lassen. Das gute ist auch, dicke Farbe ist nicht mehr nötig. Man sieht den nackten Rahmen und damit auch potenzielle Roststellen sofort.

 

Ich überlege wirklich lange und lese mich ein. Problem bei der ganzen Couplertec Geschichte ist, dass es in Deutschland relativ neu ist. Langzeiterfahrungen gibt es nicht. Auch lese ich, dass es Probleme bei bereits angerosteten Rahmen geben kann. Mir ist das einfach zu unsicher für den momentanen Zweck, auch wenn das System nur 700€ kostet (Mit Einbau ca. 1200€). Bis zur richtigen Behandlung möchte ich den Rahmen einfach gerne sicher schützen, da vertraue ich lieber auf das Altbewährte. Ich entschließe mich also für eine klassische Unterboden- und Hohlraumbehandlung.

 

Da momentan Urlaubszeit ist werde ich bereits vorgewarnt, dass es etwas dauern kann, was vollkommen okay für mich ist, da nichts Besonderes mit George ansteht. Als dann endlich der Anruf kommt, gibt es leider schlechte Nachrichten. Die Mitarbeiter haben George bereits komplett eingepackt, abgeklebt und vorbereitet als sie doch nochmal genauer hinschauen. Unter der alten Unterbodenschicht schlummert leider doch inzwischen einiges an oberflächlichem Rost, ein paar Stellen sind mehr betroffen. Insgesamt ist der Rahmen zwar noch in gutem Zustand, doch den Rost einfach zu übersprühen ist keine Lösung, denn dann würde das Ganze darunter munter weiterrosten. Also wird das nichts mit dem Unterbodenschutz. Ein Hohlraumschutz bringen die Mitarbeiter dann doch noch auf. Am Ende muss ich natürlich den ganzen Arbeitsaufwand bezahlen.

 

Die ganze Aktion hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Ich finde es sehr gut, dass die Notbremse noch rechtzeitig gezogen wird und mir Bescheid gegeben wird, sonst hätte ich in zwei Jahren ein böses Erwachen. Dennoch hätte der Unterboden vor den Arbeiten gründlich untersucht werden können. Fairerweise muss man aber auch sagen, der Vorbesitzer hatte die Roststellen gut unter viel Unterbodenschutz versteckt.

 

Ich bin wirklich froh, dass im Anschluss noch ein Dialog stattfindet. Die ganze Aktion ist sehr ungünstig abgelaufen, da sind wir uns einig. Auf beiden Seiten sind Missverständnisse passiert. Am Ende werden mir 5 Stunden weniger berechnet und ich bekomme noch ein Goodie für die Reise. Dennoch stehen 1.200€ auf der Rechnung und auch wenn die Hohlräume nun gemacht sind, der Unterboden sieht aus wie zuvor.

 

Bei Boeckels Offroad bin ich auf nette Menschen gestoßen, die auch wirklich Ahnung von ihrem Fach haben. Bei mir waren die Umstände leider nur sehr ungünstig.

Selbst ist der Mann

Wie geht es nun weiter? Auch wenn der Rahmen jetzt von innen behandelt ist, irgendwie muss ich ihn auch von außen schützen und den vorhandenen Rost behandeln. Da ich kein Geld für das Eisstrahlen zur Verfügung habe, bekomme ich glücklicherweise doch noch die Möglichkeit selbst Hand anzulegen. Ich spreche mit einem Freund über mein Dilemma und habe Glück. Er arbeitet in einer Kfz-Werkstatt in Bochum. Ich darf an einem Wochenende mit ihm und George auf das Gelände. Hier kann George richtig aufgebockt werden und ich kann die vorhandenen Werkzeuge nutzen.

 

Mit einer Flex mit Zopfbürstenaufsatz, Schutzanzug, Atemmaske, Ohrstöpseln, Handschuhen und einer Schutzbrille ausgerüstet mache ich mich an den ersten Teil der Aktion: Abschleifen. Es ist wirklich nicht ohne durch die ganzen Schichten bis zum Rahmen vorzudringen. Ganze zwei Tage liege ich unter George und entferne den alten Unterbodenschutz und Rost so gut ich kann. Dabei merke ich schnell, per Hand an alle Stellen des Rahmens zu kommen, ist unmöglich. Ich fokussiere mich zuerst auf die Problemstellen, gehe danach doch dazu über Alles, an das ich mit der Zopfbürste komme, freizulegen. Die Arbeit lohnt sich: An den kritische Stellen ist der Rahmen schon leicht angegriffen, auch an der Hecktraverse zeigen sich zwei versteckte Ansätze von Löchern. Gut, dass ich die Stellen nun richtig angehe.

Lange darf der zweite Schritt nicht auf sich warten lassen, denn nun ist der Rahmen zum Großteil freigelegt und kann bei Nichtbehandlung direkt wieder rosten. Also mache ich mich schon am Abend des zweiten Tages daran die erste Schicht Rostumwandler anzubringen. Ich habe mich für Brunox entschieden, da ich viel Gutes darüber gelesen habe. Brunox reagiert mit den Überresten des Rosts und bildet eine Schutzschicht, die das Eindringen von Sauerstoff und somit das Weiterrosten verhindert. Für den Rahmen nehme ich die Variante aus dem Eimer, indem ich den Rahmen zunächst mit Bremsenreiniger von allem Schmutz und Fett reinige und anschließend Brunox mit dem Pinsel auftrage. Für die Hecktraverse benutze ich die Brunox-Sprühdose. Beide Varianten lassen sich sehr gut verarbeiten. Nach 2 Stunden trage ich eine zweite Schicht auf den Rahmen auf. Bei der Hecktraverse sprühe ich, so wie es empfohlen wird dreimal. Nun muss das Brunox gut durchtrocknen. Ich gebe dem Trocknungsprozess 1 Woche, bevor ich zum nächsten und letzten Schritt übergehe.

Als letzten Schritt mache ich mich daran, eine weitere schützende Schicht anzubringen: Brantho Kurrox 3in1. Dabei handelt es sich um eine Rostschutzfarbe, die zugleich Primer als auch Deckfarbe ist und zusätzlichen Rostschutz bietet. Sie ist auch dick genug, dass Sie sich als Unterbodenschutz eignet. Die Farbe aus dem Eimer trage ich wieder per Pinsel auf. Eine Eigenschaft von Brantho Kurrox 3in1 ist, dass der Pinselstrich nach dem Auftragen sichtbar bleibt. Hier, beim Unterboden, stört mich das nicht, doch für die Hecktraverse greife ich lieber wieder zum Spray.

 

Apropo Hecktraverse: Ich habe nochmal mit Peter von unserer Werkstatt in Biebelsheim Rücksprache gehalten. Die Traverse ist trotz der kleinen Makel noch in Ordnung. Die Stellen sind nun auch vor dem Weiterrosten geschützt. Da ich aber bedenken hatte, ob ich noch neuen TÜV mit den Stellen bekomme, habe ich sie, auch aus optischen Gründen, zu gespachtelt. Bitte nicht nachmachen!

 

Die Verarbeitung von Brantho Kurrox 3in1 klappt, wie schon zuvor beim Rostumwandler, sehr gut. Hier sind insgesamt drei Schichten im Abstand von mindestens 12 Stunden nötig. Als ich die letzte Schicht endlich gestrichen habe, bin ich heilfroh, dass ich dieses Kapitel endlich beruhigt abschließen kann. Was für ein Aufwand!

Fazit

Beim Unterbodenschutz gibt es mehrere Herangehensweisen. Es ist immer wichtig abzuschätzen was in eurem Fall die nötige Maßnahme ist. Fest steht nur: Es sollte wirklich gemacht werden. Wenn ihr auf den Genuss kommen solltet, wie ich, das ganze selbst anzupacken, so stellt euch am besten auf eine Menge Arbeit und ein euphorisches Hochgefühl ein, wenn ihr es geschafft habt. Insgesamt 25 Stunden und 150€ hat mich die Aktion gekostet. Auch wenn ich nicht an alle Stellen gekommen bin, die Problemstellen konnte ich behandeln und für Teil 1 meiner Odyssee beim Thema Unterbodenschutz reicht es vollkommen aus. Wir können nun beruhigt mit George erneut in die Reise starten.

Nach der Reise wird wohl oder übel Teil 2 auf mich zukommen. Dann soll der Rahmen richtig gemacht werden und eine neue Hecktraverse eingebaut (oder lasse ich doch einen verzinkten Rahmen einbauen?). Bis dahin ist es aber noch etwas Zeit und einige Abenteuer warten auf uns.

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