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Das Ende naht

Die letzten Wochen waren sehr turbulent und aufregend für uns. Wir haben die Zeit weiterhin in Athen verbracht und darauf gewartet, dass wir euch endlich gute Nachrichten überbringen können. Dass die Reise kurz vor dem Abbruch steht, ahnen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Aber alles der Reihe nach!

 

Wir versuchen in der Großstadt so viel wie möglich von dem Kultur- und Freizeitprogramm abzuklappern, um beschäftigt zu bleiben, während wir immer noch darauf warten, dass ein Platz in der Werkstatt für George frei wird. Wir kommen beschwipst von einem Weinfest im Automuseum mitten in der Stadt, steigen wie die Vollblut-Touristen auf die Akropolis hinauf, besuchen das Hadrianstor und das Olympieion, einen der größten Tempel des antiken Griechenlands. Unglaublich, wie vielseitig doch diese Stadt ist!

Langsam hat man jedoch auch hier das meiste gesehen und wir beginnen den Umkreis des Stadtteils Maroussis, indem wir eine Mehrgenerationen-WG mit Oma und Opa eröffnet haben, näher zu erkunden. Hier gibt es den großen Park Sygrou, der sich mitten zwischen dem Häusermeer erstreckt und indem sich die Natur in ihrer großen Fülle präsentiert. Übrigens sollte man sich beim Namen Park nicht asphaltierte Straßen durch ein angelegtes Grün vorstellen, hier sind es eher Wanderwege und ein Pinienwald, der den Stadtlärm verschluckt. Einen anderen Tag fahren wir mit Oma und Opa zum Museum der Griechischen Luftstreitkräfte in Tatoiou und bestaunen die alten Kampfjets. Ein Besuch dort können wir wirklich empfehlen. Zum einen kostet ein Besuch keinen Eintritt und zum anderen ist der Flughafen, auf dem sich der Hangar mit den alten Jets befindet, noch aktiv. Beim Hereinfahren muss der Ausweis abgeben werden. Die Zufahrt führt direkt ohne Zaun neben der Landebahn zum Hangar. Für uns Deutsche undenkbar.

Am 29. Januar dürfen wir dann endlich George in die Werkstatt fahren. Wir sind zuversichtlich, dass nur die Zylinderkopfdichtung das Problem ist und wieder mal heißt es: warten! Wir warten sechs Tage, bis das Ergebnis vorliegt. Ein erneuerter Rückschlag. Der Zylinderkopf hat einen Riss und muss getauscht werden. Eine Reparatur kostet hier mindestens 4300, mit unserem Reisebudget undenkbar. Ist das das Ende für die Reise? Wir können es nicht fassen. Wie kann man so viel Pech haben? Oft bekommen wir in den folgenden Tagen den Spruch zu hören: ‚Vielleicht sind die ganzen negativen Geschehnisse ein Zeichen, wieder nach Hause zu kommen!‘

 

Wir wollen aber nicht aufgeben. Nicht, nachdem wir so viel Herzblut in diese Reise investiert haben, wir so kurz vor der Seidenstraße sind und die Anfangspfade nicht einmal berührt haben. Wir telefonieren mit unserer Werkstatt in Biebelsheim und Peter rettet uns wieder mal die Weiterfahrt. Er bestellt für uns in England einen originalen Zylinderkopf inklusive der Teile für die Hälfte des Preises. Dadurch kostet uns die Reparatur nur ca. 2400. Dank meiner Eltern, die mich finanziell etwas unterstützen, können wir so die Reparatur durchführen lassen. Es dauert noch weitere 19 Tage bis George fertig ist. Diese Wartezeit verlangt einiges von uns ab. Da wir bereits fast alles in und um Athen gesehen haben, fällt es uns schwer uns von den vielen Gedanken abzulenken. Obwohl die Situation doch relativ positiv ausgegangen ist, holen uns die Fragen immer wieder ein. Warum haben wir mit George so ein Pech? Warum verzögert ständig Etwas unser Weiterkommen? Was können wir machen, um die Wartezeit zu verkürzen? Warum muss ausgerechnet jetzt Corona ausbrechen und alles nur noch schwieriger machen?

Ein kleines Highlight wartet dann doch noch auf uns: Die Nichte der Cousine meines Opas feiert ihre Hochzeit und wir sind alle eingeladen. Die Hochzeit findet auf Aegina statt und wir erfüllen uns auf der Fahrt einen kleinen Wunsch, den wir schon bei unserer ersten Tour nach Aegina hatten: Wir fahren mit dem Fyling-Dolphin, einem Schiff, bei dem sich bei der Fahrt der Rumpf aus dem Wasser hebt und sich im Innenraum wie ein Flugzeug anfühlt. Auf Aegina angekommen freuen wir uns ungemein, eine griechische Hochzeit erleben zu dürfen und werden nicht enttäuscht. Die Hochzeit ist wunderschön. Es wird im engen Kreis gefeiert. Wir versammeln uns in einer kleinen Kirche, in der zum ersten Mal eine Trauung abgehalten wird.  Anschließend treffen sich alle in einer schöne Taverne mit Innenhof zum Essen. Am Ende des Tages sind wir uns einig, dass es ein sehr schöner Ausflug war.

Die Tage danach stehen wir unter Strom, bis uns dann endlich die lang ersehnte Mail erreicht: Ihr könnt euer Auto am Montag abholen! Wir sind einfach nur noch glücklich. Und tatsächlich aufgeregt. Für mich fühlt es sich intensiver an als unser erster Start in die Reise, denn dieses Mal haben wir den Freiraum, uns auf die Situation einzustellen. Damals war mit dem engen Zeitplan des Ausbaus und der Verabschiedungstour so viel Trubel drumherum, dass das eigentliche Losfahren in den Hintergrund geraten ist.

 

Wir verbringen das letzte Wochenende noch einmal intensiv mit Oma und Opa und bedanken uns für die Zeit, die wir bei ihnen verbringen durften. Es ist eine interessante Erfahrung, die wir hier gemacht haben. Es war nicht immer leicht, denn unsere Generationen unterscheiden sich doch in vielen Punkten. Doch insgesamt war es einfach schön so viel Zeit mit den Großeltern verbracht zu haben.

 

Am Montag machen wir uns auf zur Werkstatt. George erwartet uns bereits und wir können ihn tatsächlich mitnehmen. Aber es wäre ja keine Geschichte von uns, wenn da nicht wieder ein Haken wäre. Nach 20 Minuten Autofahrt erreichen wir unseren Hof in Maroussi und blicken auf den Boden. Öl! George tropft wieder gewaltig. Das darf doch nicht wahr sein! Also geht es den ganzen Weg zurück. Dort wird die Ursache schnell gefunden. Das Rohr unter dem Turbolader wurde bei der Reparatur etwas verbogen. Dort kommt jetzt das Öl heraus. Zum Glück kann das Problem schnell behoben werden. Etwas schleifen, eine neue 50ct Dichtung und das Tropfen hat ein Ende. Wieder einmal fühlen wir uns an unsere erste Reparatur erinnert, bei der das günstigste Teil so viele Probleme gemacht hat.

 

Danach kann es dann aber wirklich losgehen. Nach langwierigen, im Nachhinein doch super schnell vergehenden drei Monaten im Großraum Athen kann es weitergehen. Wir sind dankbar, dass die Probleme hier aufgetaucht sind und nicht irgendwo im Nirgendwo. In Windeseile packen wir unsere sieben Sachen zusammen, geben Oma und Opa einen Kuss auf die Wange und stürzen uns auf den Teil der Reise, der nun kommen soll, ohne sicheren Hafen hinein ins Abenteuer.

Last but not least, die Bilanz. In den letzten 38 Tagen haben wir nur 290 ausgegeben. Für den Diesel haben wir nichts ausgegeben, da George die gesamte Zeit über nicht fahrbereit war. 50% der Gesamtkosten haben wir für Lebensmittel und 35% für sonstige Notwendigkeiten, wie z.B. eine Anzahlung für die Reparatur, ausgegeben. 2% haben wir für Fähren, Maut und Bus- oder Zugtickets bezahlt und 6% für Freizeitaktivitäten. Das ergibt einen Tagessatz pro Person von 3,80 €.

gez. Alex