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Immer noch Athen?

Ja, immer noch.

 

Der ganze Schlamassel beginnt, als wir uns am 18.12. in Richtung Delphi aufmachen. Wir sind gerademal 20 min von Athen entfernt, da steigt plötzlich die Temperaturanzeige des Motors beim Gas geben in den roten Bereich. Schnell nehme ich den Fuß vom Gas und sehe erleichtert, dass die Temperatur wieder sinkt. Als ich jedoch wieder beschleunige, beginnt die Temperatur erneut zu steigen. Wir halten mit Warnblinklicht auf dem Standstreifen der Autobahn, um den Kühlwasserbehälter zu kontrollieren. Plötzlich bemerke ich, dass wir Gesellschaft bekommen haben. Hinter uns hat ein Einsatzfahrzeug der Autobahnmeisterei gehalten. Der Fahrer steigt aus und fragt uns, ob er uns helfen kann. Wir bekommen eine professionelle Absperrung in Form von Hütchen und Warnlicht, dann öffne ich den Kühlwasserbehälter. Er ist komplett leer. Unser Unterstützer hat Wasser dabei, mit dem wir den Behälter wieder auffüllen. Wir bedanken uns herzlich und es geht wieder zurück in die Stadt. Schnell ist ein Termin bei einer Land Rover Werkstatt ausgemacht und es geht zusammen mit meinem Opa als Dolmetscher nach Piräus. Dort befindet sich die Werkstatt, die die Ursache für das verschwindende Wasser herausfinden möchte.

 

Am nächsten Morgen erhalten wir die Mail, dass kein Leck im Kühlwasserkreislauf gefunden werden konnte und der Service erfolgreich durchgeführt wurde. Moment mal! Service? Welcher Service? Tatsächlich wurde der ganze Wagen gecheckt und dafür wollen die Mitarbeiter 300 haben. Wir sind echt sauer, denn das haben wir so nicht abgesprochen. Mit Opa auf dem Rücksitz geht es erneut zur Werkstatt. Wir diskutieren mit dem Mitarbeiter, der uns scheinbar falsch verstanden hat und nach Verhandlungen zahlen wir 150 für einen Service, den wir eigentlich nicht bestellt haben und einen Check des Kühlwasserkreislaufes, der eigentlich kostenlos ist.

 

Das Problem kann an der Zylinderkopfdichtung liegen. Wir sollen jetzt so viel wie möglich fahren und checken, wie hoch der Kühlwasserverlust ist. Da Weihnachten schon nahe ist, entschließen wir uns, nun die geplante Tour nach Delphi zu machen, um dann ein paar Tage später Weihnachten gemeinsam mit meiner Familie in Athen zu feiern.

 

Also brechen wir am 21ten erneut auf. Diesmal schaffen wir die Strecke. Kurz vor Delphi durchfahren wir Arachova. Das kleine Städtchen mit seinen Häusern am Hang, den engen Gassen und dem atemberaubenden Blick ins Tal beeindruckt uns so sehr, dass wir entschließen die Nacht hier zu verbringen. Wir schlendern durch die Geschäfte, erklimmen die Kirche des Heiligen Georges an der Spitze der Stadt und zünden dort für unseren George eine Kerze an.

Am nächsten morgen geht es früh weiter nach Delphi. Bestimmt hat jeder von euch schonmal von dem berüchtigtem Orakel gehört. Hier haben sich die Könige des alten Griechenlands Weissagungen über die Zukunft geben lassen. Die Ruinen der Antiken Tempelanlage erinnern heute noch an den Reichtum der Stadt. Die Mythologie besagt, dass Zeus zwei Adler entsante, die den Nabel der Welt makieren sollten. Sie flogen entgegengesetzter Richtung um die Erde und trafen sich in Deplhi. Zunächst besuchen wir das Museum der Anlage. Für mich persönlich ist es das schönste Museum Griechenlands soweit. Die Ausstellung besticht durch die gut erhaltenen und sehr großen Exponate aus der Antike. Als wir die alte Tempelanlage im Anschluss besichtigen, wagt sich Eileen das Orakel nach dem Verlauf unserer weiteren Reise zu fragen. Mit mystischer Stimme antwortet das Orakel: „Das Schicksal ist besiegelt. Vertraut auf das Schicksal“ Wie bereits geschichtlich bekannt, antwortet das Orakel mehrdeutig. Wir legen die Worte erstmal positiv aus und machen uns auf zu den heißen Quellen der Thermopylen. Unterwegs stoppen wir kurz an der Gorgopotamos Brücke, die durch eine Sprengung im zweiten Weltkrieg zum Zeichen des griechischen Widerstandes wurde.

Wir übernachten bei Lamia, um am nächsten Tag auf die Suche nach den Spuren der Quellen zu gehen. Scheinbar sind wir nicht die Einzigen, die auf diese Idee gekommen sind, denn dort angekommen tummeln sich schon viele Touristen und Einheimische im warmen Wasser wie die Hummer im Kochtopf. Etwas abseits finden wir eine leerere Stelle, ins Wasser gehen wir dann doch nicht. Es stinkt extrem nach Schwefel und irgendwie ist uns dann doch ganz schnell die Lust vergangen. Neben den Quellen ist ein weiterer Ort, der sehr bekannt für seine Geschichte ist. Hier hat die legändere Schlacht zwischen den 300 Spartiaten und den Persern stattgefunden und auch hier begrüßt uns eine Statue von Leonidas wie einst in Sparta. Wir besuchen auch die kleine Ausstellung und bekommen einen 3D Film zu sehen, der uns die Geschichte in gebrochenem Deutsch als Synchronisation nochmal vor Augen führt.

Am nächsten Tag erreichen wir Theben, wo wir eigentlich nur Kopf für ein Thema haben – George. In den 500 km, die wir die letzten Tage gefahren sind, haben wir 0,5L Kühlwasser verloren. Wir bekommen einfach keine Ruhe und beschließen, eine Zweitmeinung einzuholen. Wir rufen bei mehreren Werkstätten an. Ein Land Rover-Autohaus hat schließlich Zeit für uns. Schnell machen wir uns auf den Weg zurück nach Athen. Es soll ein Drucktest gemacht werden, der Gewissheit schaffen soll. Doch soweit kommt es erst gar nicht.

 

Aufgeregt kommt der Mitarbeiter zurück, nachdem er George in die Werkstatt gefahren hat und möchte das wir mitkommen. An dem Eingang der Werkstatt angekommen trauen wir unseren Augen nicht. Der Mitarbeiter hat die Höhe von George falsch eingeschätzt und ist mit unserer Dachbox am Tor hängengeblieben. Die Folge: Die Dachbox ist völlig zerdrückt und hat die Kräfte auf den Träger übertragen, der nun verbogen ist und die Dachrinne durchstoßen hat. Wir sind mit unseren Nerven am Ende. Der Mitarbeiter, dem es sichtbar unangenehm ist, verspricht uns, den Schaden bis morgen zu beheben und notfalls die Dinge zu ersetzten. Gott sei Dank war die Verdrehung des Trägers nicht zu groß, sodass sie schnell mit mehreren Hammerschlägen (Eileen saß noch immer auf dem Dach des Gepäckträgers, um die Dachbox auszuräumen) in die Ursprungsposition gebracht werden kann. Auch die Box ist am nächsten Tag wieder ausgebeult und die Dachrinne wieder in Ordnung gebracht. Dennoch sieht man den Dingen die Tortur noch an. Wir verhandeln wie die Weltmeister und bestehen auf einen Schadensersatz. Der Mitarbeiter versucht uns immer wieder mit Tassen oder T-Shirts aus dem Shop zu besänftigen, was wir natürlich ablehnen. Da wir immer noch auf einen Ersatz beharren, nachdem der Supervisor des Mitarbeiters da ist, werden wir an dem Tag versetzt. Es ist inzwischen spät und es ist nun mal auch Heiligabend. Deswegen einigen wir uns darauf, die hitzige Debatte ruhen zu lassen und am 30ten Meldung zu bekommen. Der Drucktest wurde im Übrigen gemacht und leider konnte kein Leck gefunden werden. Die Zylinderkopfdichtung ist somit wohl die Ursache für das mysteriöse Verschwinden. Wir hatten gehofft, dass es nicht so kommt, denn eine Reparatur ist sehr kostspielig.

Dennoch wollen wir an dem Abend nichts mehr davon hören. Wir fahren zurück, wo die Familie schon mit dem Weihnachtsessen und aufmunternden Worten auf uns wartet. Wir feiern ein wunderschönen Heiligabend zusammen in Athen. Ohne George wären wir wohl nicht gemeinsam hier. Man muss auch mal die positiven Dinge an den schlechten Ereignissen sehen.

 

Nun sind wir genau so gespannt wie ihr wie es mit der Reparatur und dem Schadensersatz weitergehen wird. Und wer sich auf Grund des letzten Artikel noch fragt, ob die Schneeketten angekommen sind, der wird leider enttäuscht. Bisher ist noch kein Paket bei uns eingetroffen.

gez. Alex