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Peloponnes: Patras - Sparta

14 Tage sind bereits vergangen. Herausforderungen in Form von Emotionen, Kälte, Müdigkeit und Ungeziefer wurden gemeistert. Wir sind froh, endlich in Griechenland angekommen zu sein.

 

Nach einer ereignisreichen Überfahrt von Venedig über Ancona und Igoumenitsa nach Patras, befreien wir George vom Salz (neben Intercool an der Andrea Papandreou gibt es ein Self-Car-Wash) unsere Schlafsäcke und unsere Kleidung von den eventuell vorhanden Bettwanzen und suchen einen Ort, an dem auch wir uns ebenfalls ordentlich waschen können. Dem Nautic Club in Patras scheint unsere Bitte ungewöhnlich vorzukommen, sie bringen uns jedoch zu ihren Duschen. Mit eiskaltem Wasser, in der Nebensaison wird das Warmwasser abgedreht, und einem Stück Aleppo-Seife waschen wir uns. Freundlich und mit einem gutgemeinten Lächeln werden wir verabschiedet. Die Suche nach dem Schlafplatz verläuft unkompliziert und wir finden direkt an der Küstenstraße zwischen Bäumen und den Meer einen geeigneten Platz zum Übernachten. Erschöpft von den vergangenen Tagen richten wir unser Bett her und versinken im Schlaf. Nach nicht mal zwei Stunden weckt uns ein Gewitter, das es in sich hat. Blitz und Donner wechseln sich über uns ab. Platzregen prasselt über das Dach von George und das Meer überschwemmt den Strand. Uns wird schnell klar, hier können wir nicht bleiben. Ein weit auskragendes Dach einer Werkstatt bietet uns Schutz, nachdem wir die halb überschwemmte Küstenstraße zurück in Richtung Stadt fahren. Alex ist zum Glück ruhiger und gefasster als ich, die bei jedem Donnerschlag aufschreckt. Vor Arbeitsbeginn schleichen wir uns vom Firmengelände und stellen uns wieder zwischen die Bäume und das nun ruhige Meer. Wir bleiben noch zwei weitere Tage. Ein Nachbar bietet uns Strom und Wasser an. Alex schwimmt im Meer und probiert unsere Dusche aus. Wir genießen die Auszeit und kommen endlich etwas zur Ruhe.

Am 10.11. bestimmt Alex unser nächstes Ziel und überrascht mich mit den wunderschönen Polylimnio Waterfalls bei Charavgi. Ein zuerst gut gepflasterter Weg wird zu einem sehr abenteuerlichem Pfad hinunter zu den Wasserfällen. Wir empfehlen festes Schuhwerk statt wie in unserem Fall Birkenstocks und Sneaker. Wir laufen bis zum zweiten Wasserfall am ‚Panagos Lake‘ und hüpfen mutig in das eiskalte Quellwasser. Einer Geschichte nach ist Panagos Grammatikopoulos in diesem See ertrunken, als er versuchte, ihn zu überqueren und von einem hinabrutschenden Freund erwischt wurde. Beim Anziehen entwischt uns eine Socke, die wir in Gedenken an Panagos im eiskalten See versinken lassen. Zurück bei George werden wir bereits erwartet. Felix und sein Hund Eza begrüßen uns herzlich. Felix ist seit 6 Monaten in seinem VW T5 unterwegs. Über Russland ist er in die Mongolei und entlang der Seidenstraße wieder zurück in die Türkei gefahren und nun ist er auf dem Heimweg über Griechenland nach Deutschland. Spontan entscheiden wir, ihm zu seinem Campingplatz zu folgen. Ein Stück den Strand hinauf in Finikounda stellen wir George ab und laufen am Strand entlang zu seinem Camp. Ein reichgedeckter Tisch und spannende Geschichten und Ratschläge warten auf uns und lassen den Abend erst spät in der Nacht enden. Zu viel Wein und Ouzo erschweren den Morgen danach, doch ein Blick aus dem Fenster vertreibt jeden Kopfschmerz. Die Sonne strahlt über dem Meer und lädt zum Schwimmen ein. Wir beschließen noch eine Nacht zu bleiben und fahren erst am nächsten Tag weiter nach Kalamata.

Für den nächsten Abschnitt holt ihr besser ein Glas Kalamata-Oliven aus dem Schrank, öffnet das Glas und riecht genüsslich an den Oliven. Das Glas lasst ihr, wenn möglich bis zum Ende diesen Abschnittes neben euch stehen. Die Oliven könnt ihr natürlich währenddessen als Snack verzehren.

 

Wir fahren von Finikounda zurück durch die schöne Küstenstadt Methoni nach Kalamata. Kaum angekommen breitet sich der typische Geruch der Kalamata-Olive über uns aus. Haben die Oliven daher ihren Namen? Eigentlich wirkt die Stadt nicht besonders schön oder einladend auf uns und dennoch verbringen wir hier zwei Nächte. Grund dafür ist zum einen der Jumbo, ein riesiges Billigkaufhaus, in dem wir Kleinigkeiten kaufen, für die man kein Geld ausgeben möchte, und zum anderen treffen wir Heidi. Heidi ist ein Mercedes Kurzhauber und ist das Zuhause von Birgit, Steffen, Ella, Romy und Alva. Sie sind seit ungefähr einem halben Jahr unterwegs und wollen ebenfalls die Seidenstraße bereisen. 1000 Tage wollen sie unterwegs sein. Wir überraschen sie mit einer Einladung per Post zum gemeinsamen Pizzaessen und einem späteren Abendessen, bei denen wir uns Kennenlernen, Geschichten und Erfahrungen austauschen und freudig von der Route erzählen. Zufrieden und entspannt verlassen wir am nächsten Tag Kalamata und freuen uns darauf, sie während der Route zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort wiederzutreffen. Wir halten an einem ruhigen Kiesstrand (neben Cosi Beach Bar), baden nach einem ausgiebigen Frühstück in der Sonne im Meer und nutzen das lauwarme Wasser aus unserer Thermotonne für eine ausgiebige Dusche.

Die meiste Zeit über lassen wir Google Maps die Navigation übernehmen. Wie ihr es vermutlich selbst kennt, wird häufig eine schnelle, meist langweilige Route über Schnellstraßen und Autobahnen angezeigt, und eine spannende etwas längere Route über Berge und entlang massiver Schluchten. Zwischen Kalamata und unserem nächsten Ziel ergibt sich wiedermal eine solche Situation. Wir entscheiden uns ganz nach dem Motto ‚Entschleunigung‘ für die längere Bergstraße ohne zu wissen, durch welch sagenumwobene Schlucht wir fahren werden. Vor vielen Jahrhunderten haben hier einst die Spartiaten ihre missgebildeten Neugeborenen hinuntergeworfen. Heute ist davon in der Taygetos Schlucht zum Glück nichts mehr zu sehen. Stattdessen durchfahren wir ein atemberaubende Natur, die uns ein ganz anderes Griechenland präsentiert.

In Sparta begrüßt uns die beeindruckende Statue des König Leonidas als eines der letzten Andenken an diese Zeit. Wir durchfahren die Stadt und parken George auf einem Berg zwischen Ruinen der Menelaion und Olivenbäumen. Bei der steinigen, engen und steilen Auffahrt zeigt uns George, was er kann und wie hilfreich es ist, ein Auto mit Allrad zu fahren. Zwei weitere Tage bleiben wir in Sparta. Einen Tag verweilen wir in ruhiger Entfernung auf dem Berg und arbeiten am Ausbau. Wir befestigen unser Fliegennetz, räumen auf und um und kochen ausgiebig. Am zweiten Tag steht die Kultur auf dem Programm. Wir besichtigen das ehemalige Theater aus römischer Zeit und das archäologische Museum Spartas. Wir lernen etwas über die Jahrzehnte lange Tradition der Olivenernte und -verarbeitung in der schön gestalteten Ausstellung des Museum of the Olive and Greek Olive oil und besichtigen die Klosteranlage in Mystras. Hier sollte man sich auf jeden Fall mehr als 45 Minuten Zeit nehmen. Leider schließt die Anlage um 15:30, sodass wir es gerade so in aller Eile zum Palast, zum Peribleptos-Kloster und zur St. Sophia und St. Nikolaos Kapelle geschafft haben. Zum Glück hat uns ein nettes Pärchen aus München den Berg zurück mitgenommen, sonst hätten wir den ganzen Rückweg zum Auto laufen müssen. Wir verlassen Sparta in Richtung Tripoli um am nächsten Tag die Höhlen von Kapsia besichtigen zu können.

gez. Eileen