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Tunesien – Zwischen Tunis und Sahara

Der Wind peitscht mir den Sand um die Ohren. Trotz Brille fühlen sich meine Augenlieder an, als wären sie aus Schleifpapier. In jeder Lücke von George ist Sand, es hat keinen Zweck. Ich fliehe in die kleine Hütte. An einem länglichen Tisch sitzen vier Erwachsene und zwei Kinder. „Wir haben beschlossen umzukehren, der Wind ist zu stark!“. Ich nicke verständnisvoll. Das macht jetzt wohl am meisten Sinn. Das Dünenmehr ist nur ein paar Kilometer entfernt. Die Sahara muss warten. 

Einreise

 

Meine erste Solo-Reise mit George führt mich nach Afrika. Eigentlich will ich in den Semesterferien Ende Januar für dreieinhalb Wochen mit George entspannt nach Griechenland. Als ich aber herausfinde, dass man von Genua aus per Fähre innerhalb von 24 Stunden nach Tunesien kommt, wird in mir wieder das Reisefieber und der Entdeckergeist geweckt. Für knappe 700€ kaufe ich mir spontan die Tickets für die Überfahrten und kann es kaum erwarten.

 

Mit unzähligen Stücken Focaccia als Reiseproviant eingedeckt, geht es am 25.01. auf die Fähre der GNV. Hier beginnt für mich bereits das Abenteuer, denn ich habe mich aus Kostengründen für eine geteilte Kabine entschlossen. Ich befinde mich wieder im Deutschen Sorgenmodus. Wird die Überfahrt mit drei Fremden Männern gut laufen? Wie sich herausstellen soll, sind meine Befürchtungen, die sich vorher in meinem Kopf eingeschlichen haben, wieder mal umsonst. Alle sind unglaublich nett. Zwei meiner Mitbewohner kommen aus Algerien und wollen nach der Überfahrt weiter in ihr Heimatland. Ich werde sogar eingeladen. Falls ich jemals nach Algerien wolle, solle ich mich nur melden. Da man in Algerien nur ein Visum bekommt, wenn man eine schriftliche Einladung eines Einwohners vorliegen hat, ist das natürlich ein verlockendes Angebot.

Nach 22 Stunden Überfahrt erreichen wir Tunis zwei Stunden früher als geplant. Die Sonne scheint und das Thermometer steigt über 20 Grad. Um mich auf das Land vorzubereiten habe ich mich im Voraus etwas informiert. Matthias Sox hat ein kurzes Video zu Tunesien auf YouTube hochgeladen und auch auf dem Blog der Travelys finde ich sehr gute Infos. Dadurch habe ich auch herausgefunden, dass es bei der Einreise wichtig ist eine Bestätigung von Hotels oder Campingplätzen zu haben, auch wenn man eigentlich freistehen möchte. Es gibt Berichte, in denen manchen die Einreise ohne Bestätigung verweigert worden ist. Tatsächlich, als ich später am Zollhäuschen stehe, werde ich nach solch einer Bestätigung gefragt. Gut, dass ich mich Informiert habe, denn so habe ich nun eine Reservierung von einem Campingplatz in Douz über den gesamten Reisezeitraum, auch wenn ich nur eine Nacht dort verbringen werde.

 

Die Einreise verläuft beinahe reibungslos. An unterschiedlichen Stationen wird zunächst der Pass, dann das Auto kontrolliert. Kurz vor der Autokontrolle kommen mehrere Männer mit Warnweste auf mich zu. Sie wollen für mich das Formular für die Einreise des Autos ausfüllen, das komplett auf Tunesisch ist. Zu spät merke ich, dass sie gar nicht zum Personal gehören und werde anschließend zu Kasse gebeten. Ich drücke Ihnen Zehn Euro in die Hand. Zunächst wollen sie viel mehr, aber ich Lehne vehement ab, bis sie enttäuscht und wütend ablassen. Zehn Euro sind in Tunesien eine Menge Geld, auch das werde ich später noch lernen. Der Umrechnungskurs von einem Euro liegt ungefähr bei 3,4 Dinar. Der durchschnittliche Monatslohnt lag 2022 hier bei ca. 283€. Nach etwas mehr als 45 Minuten ist es dann so weit, um zwei Stempel reicher verlasse ich das Hafengelände und George befährt nun offiziell sein 23. Land. 

Von Strand, Klippen und Ruinen

 

Für die ersten Tage ist der Plan erstmal anzukommen und in Ruhe Tunis zu erkunden. Ich finde einen herrlichen Stellplatz am Strand im Randbezirk der Stadt. Der Strandabschnitt ist sowohl bei Overlandern als auch Einheimischen beliebt. Direkt auf dem Sand kann man am Meer stehen und das Wellenrauschen genießen. Von hier aus ist es nicht weit nach Karthago, einem nördlichen Stadtteil von Tunis. Manch einer hat den Namen bestimmt schon einmal gehört, denn Karthago war vom ca. 5. Bis zum 2. Jhdt. v.Chr. die Hauptstadt des gleichnamigen Großreiches und eine der bedeutendsten Städte dieser Zeit. Durch die perfekte Lage direkt am Mittelmeer entpuppte sich die Stadt als ein Juwel des Handels, der die Stadt erblühen ließ. Nach dreijähriger Belagerung eroberten dann 146. v. Chr. Die Römer die Stadt und zerstörten sie bis auf die Grundmauern. Unter römischer Hand wurde Karthago neu aufgebaut. Im 2. Jhdt. n. Chr. schimmerte die Stadt schließlich wieder in neuem Glanz und wurde sogar die viert größte Stadt im römischen Reich. Überall verteilt in dem heutzutage modernen und reichen Viertel finden sich verteilt Ausgrabungsstätten, die Zeugen der schillernden Zeiten sind. Mit einem Ticket kann man über zehn verschiedene Orte besuchen, nach sechs habe ich aber dann auch genug Ruinen gesehen. Dennoch beeindruckt mich vor allem das künstlerische Handwerk, mit dem die Verzierungen in die Fassadensteine der alten Gebäude geschlagen wurde, aber auch der alte Hafen überzeugt mit seiner malerischen Idylle. 

Ausklingen lasse ich den Tag in dem schönen Künstlerviertel Sidi Bou Said, das auf einer Klippe am nördlichen Küstenende neben Karthago liegt. Die weißen Fassaden mit den blauen Türen, Erkern und Fensterläden haben das Flair von griechischen Mittelmeerinseln. Immer wieder blitzt zwischen den hoch gelegenen Gassen der Blick aufs Meer durch und erschafft so besondere Eindrücke. Auch berühmte Künstler wie Paul Klee, Louis Moilliet und August Macke erkannten den Charm des Orts und malten Berühmte Werke mit Motiven des Viertels während ihrer Tunesienreise 1914. Obwohl viele Touristen hier sind, so lohnt es sich doch durch diese Gassen zu schlendern, am besten mit einem traditionellen Süßgebäck, das an einen Donut mit Zucker erinnert. Besucht man das Viertel am Abend, wird man mit etwas Glück mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt. 

Meine Erkundungstour in Tunis am nächsten Tag gestaltet sich dank Google Maps abenteuerlich. Glaubt mir, vertraut in dieser Stadt bitte nicht darauf. Maps schickt mich direkt ins Zentrum, denn ich habe einen Teppichladen ausfindig gemacht. Der ein oder andere mag es wissen, dass ich bereits seit vier Jahren nach einem passenden Teppich für George suche. Schon auf dem Hinweg werden die Straßen immer enger. Als ich ankomme, muss ich enttäuscht feststellen, dass ich hier wieder mal leider keinen Teppich in den richtigen maßen finden werde. Auf dem Rückweg beginnt dann die Herausforderung. Maps führt mich immer weiter ins Zentrum auf der Suche nach der kürzesten Route. Es findet Straßen, wo keine sind, und so werden die Straßen zu immer kleineren Gassen. Diese werden immer schmaler, bis es kein Weiterkommen mehr gibt. Endstation. Selbst die Einheimischen winken energisch. Ein Auto haben sie hier noch nie gesehen. Vorwärts geht es nicht weiter, somit bleibt mir nur der Rückwärtsgang durch enge Kurven, ängstlichen Katzen und vorbei an verwunderten Gesichtern. In Millimeterarbeit und mit Helfern, die mich herauswinken arbeite ich mich Schritt für Schritt wieder heraus aus dem aussichtslosen Labyrinth. Das habe ich mir wirklich anders vorgestellt. 

Als ich wieder auf befestigten Straßen unterwegs bin, soll es nun für mich direkt in den Norden zur Sahara gehen, doch George ist in seinem Element und macht mir einen Strich durch die Rechnung. Sobald ich auf die Bremse steige, quietscht der rechte vordere Reifen. Das Geräusch habe ich noch nie gehört. Da es aber konsequent auftritt möchte ich lieber auf Nummer sicher gehen und eine Werkstatt aufsuchen, bevor ich in die Wüste fahre. Eine Werkstatt ist schnell gefunden. Wie ich es aus der Türkei kenne, werde ich zu einer anderen Werkstatt weitergeschickt, wo die Spur vermessen wird. Hier ist Einstellbedarf und so wird sie neu justiert. Auch wenn die Spur jetzt wieder stimmt, das Geräusch verschwindet nicht. Ich finde eine Werkstatt, die sich auf Defender spezialisiert, doch dort gibt es erst Platz für mich am nächsten Tag. Also verbringe ich eine weitere Nacht am Strand. Am Abend wütet ein starkes Gewitter über mich hinweg. Eine Frage, die mir im Kopf umherspukt: Sollte ich vom Strand runter bei starkem Regen? Etwas Nachforschung beruhigt mein Gewissen. Nasser Sand bietet deutlich besseren Grip als trockener. Falls ihr euch jemals diese Frage stellen solltet – bitteschön!

 

Am nächsten Morgen ist das Geräusch verschwunden. Dennoch schaue ich kurz in der Werkstatt vorbei und lerne so Emir kennen. Ein äußerst netter Typ, der sich hier eine Werkstatt aufgebaut hat, die sich auf 4x4 Fahrzeuge spezialisiert hat. Er vermutet, dass es an einer Kombination aus meinen älteren Reifen und dem Asphalt lag. Ich bekomme seine Handynummer mit den Worten: „Wenn du irgendwann Hilfe brauchst, kannst du dich jederzeit bei mir melden!“ Was ich jetzt noch nicht weiß, ist dass ich nur sechs Tage später bereits auf dieses Angebot eingehen werde.

Wechsel der Landschaften

 

Mein Weg in den Süden führt mich über Uthina, eine Ausgrabungsstätte, die ebenfalls alte römische Ruinen offenbart. Highlight ist ein altes, noch sehr gut erhaltenes Amphitheater. Besonders beeindruckt mich aber der Aufbau des gesamten Gebiets. Die einzelnen Gebäude stehen weit verteilt und so sollte man etwas Zeit mitbringen. Jetzt im Januar sind der komplette Bereich und die Umgebung herrlich Grün und es duftet aus jeder Seite nach wilden Kräutern. Ein paar Ziegen haben es sich hier gemütlich gemacht und knabbern am saftigen Grün. Ich genieße die kurze Wanderung über das Areal, staune über die Bauten, dann geht es weiter für mich. 

Ich liebe es im Defender Länder zu Erkunden. Während meiner Fahrt auf den Straßen in den Süden passiere ich nicht nur die schönen Landstriche Tunesiens, sondern auch immer wieder Städte und kleine Dörfer. In Kurzform bekomme ich so den Wechsel der Landschaften mit, sondern auch einen Einblick in den Alltag und das Leben der Einheimischen in der fremden Kultur. Sehe ich einen besonderen Ort, der zum Verweilen oder Essen einlädt, kann ich jederzeit eine kurze Pause einlegen. Je weiter ich in den Süden komme, desto rauer und vegetationsloser wird das Bild. Auch die Menschen scheinen immer ärmer zu werden. Teure Gebäude weichen einfachen, funktionalen Häusern. Die Autos auf den Straßen werden immer älter und kaputter.

 

Schließlich erreiche ich nach sechs Stunden Fahrt die Stadt Gafsa, in der ich eigentlich auf einem Campingplatz schlafen möchte. Es ist bereits stockdunkel. Doch der Ort, den Maps mir zeigt, entpuppt sich als dunkler, verlassener Ort. Hier finde ich definitiv keinen Campingplatz mehr. Müde und mit den Nerven am Ende nach der langen Fahrt, habe ich keine Lust im Dunklen auf Stellplatzsuche zu gehen. So buche ich kurzerhand ein Hotelzimmer, das kalt, charakterlos und einsam ist. An dem Abend fühle ich mich nicht besonders gut. Das ist leider auch Teil einer Reise. Was mache ich hier? Alleine in Tunesien in diesem fremden Land? Die Situation in dem Hotelzimmer lässt mich einsam und surreal fühlen. Ich bin kurz vor der Wüste, habe es fast geschafft und dadurch kommen nochmal Zweifel hoch. War es eine richtige Entscheidung alleine aufzubrechen? Glücklicherweise habe ich Menschen in meinem Leben, mit denen ich in solchen Momenten meine Gedanken teilen kann. Diesmal ist es meine Schwester, die ich Anrufe und die mich Beruhigt. Nach dem Gespräch fühle ich mich deutlich besser und schließe müde meine Augen. 

Wüstenplanet

  

Am nächsten Morgen sind meine Sorgen vom Vorabend wie weggeblasen. Ich freue mich, das Hotel verlassen zu können und starte den Motor von George. Heute stehen außergewöhnliche Ziele auf meiner Liste, auf die ich mich sehr freue. Es geht weiter in Richtung Süden, vorbei an Palmenhainen und den ersten kargen Wüstenlandschaften. Hier werde ich von Kamelen überrascht. Ich frage mich, warum wir Europäer so fasziniert sind von diesen Tieren. Jedes Mal, wenn ich ihnen begegne, werde ich in ihren Bann gezogen. Für mich verkörpern sie ein tiefes Fernweh und Abendteuer. Kurz halte ich am Straßenrand, um sie betrachten zu können, dann geht es weiter. 

Schließlich erreiche ich Nefta. Obwohl es sich um einen kleinen Ort mit 15.000 Einwohnern handelt, ist er sehr bekannt. Dabei geht es nicht um das Örtchen selbst, sondern die Umgebung. Hier wurde 1976 und 1999 Kinogeschichte geschrieben. Der junge Regisseur George Lucas entscheidet sich mit seinem neuen Filmprojekt alles auf eine Karte zu setzen. Zunächst wird das Drehbuch von über 40 Studios abgelehnt, bis er schließlich von 20th Fox den Zuschlag bekommt. Ich spreche natürlich von dem Film Star Wars: Eine neue Hoffnung, der trotz der Zweifel Vieler durch die Decke geht und den Kultstatus erlangt. Der Held des Films, Luke Skywalker wächst auf dem Wüstenplaneten Tatooine auf, für den George Lucas mit der Wüste in Tunesien den richtigen Schauplatz gefunden hat.

 

Zunächst geht es auf der Straße entlang des ausgetrockneten Salzsees Chott el-Jérid Richtung Westen weiter, bis eine einsame alte Festung am Rande erscheint. Von hier aus geht es auf den See. Gut zehn Minuten sind es noch auf der trockenen rauen Oberfläche, bis plötzlich das Farmhaus in Weite vor mir erscheint und langsam immer größer wird. Ich kann es kaum glauben, als ich da bin. Außer mir ist keiner hier, absolute Ruhe und dieser epische Ort. Kann jemand bitte mal mein 12-Jähriges ich kneifen und sagen, dass ich mal hier stehen werde? Das Farmhaus war fast zerstört, bis 2010 eine Gruppe von Star-Wars Fans die Kulisse in aufwendiger Arbeit mit Spendengeldern restauriert haben. In Abstand zum Farmhaus haben wohl Einheimische einen kleinen Souvenirstand errichtet. Er ist verlassen und so zusammengeflickt, dass er gut in die Kulisse passt und nicht stört. Ich parke George neben dem Haus, mache ein paar Fotos, dann setzte ich mich auf den Boden und genieße den Moment in der Stille der Einsamkeit für eine gute halbe Stunde. Die Energie an diesem Ort ist wirklich einzigartig. Mit einem lächeln auf dem Gesicht verlasse ich diesen friedlichen Ort.

Zurück über Nefta geht es in Südliche Richtung weiter, wo keine 15 Minuten später eine andere Filmkulisse auf mich wartet. 1999 kehrte George Lukas nach Tunesien zurück, um in Star Wars Episode I: Eine dunkle Bedrohung die Geschichte von Lukes Vater, Anikan Skywalker zu erzählen. Dieser wächst ebenfalls in Tatooin auf, in der Stadt Mos. Espa. Die Kulisse dieser Stadt ist hier zu finden. Ich nähere mich mit George und direkt werde ich von Einheimischen umringt, die mir Souvenirs oder ein Kamel andrehen möchten. Leider sind sie sehr aufdringlich. Auch im Zentrum der Kulisse selbst, stehen lauter Souvenirstände. Fanden sich bei Lars Farmhaus noch Sandrosen oder Knochen im Angebot, findet sich hier Star Wars Merch. Bilder, Tassen, Masken. Die Auswahl ist chronologisch nicht nur unpassend zum Ort, sondern zerstört auch die Idylle. Schnell fliehe ich wieder.

 

Mein letzter Tagesabschnitt führt mich auf eine einsame Piste, die über den ausgetrockneten Salzsee Chott el-Jérid führt. Ungefähr 40 Minuten geht es nur gerade aus. Trockene Landschaft links, trockene Landschaft rechts. Immer wieder ziehen kleine Salzfelder an den Rändern der erhöhten Piste vorbei. Im Hintergrund, weit entfernt wilde Felsformationen und immer wieder vor mir die Fata Morgana, die es so aussehen lässt, als wäre der See in ferne doch noch mit Wasser gefüllt. So trostlos das auch klingen mag, in ganz Tunesien wird dieser Streckenabschnitt einer der faszinierenden für mich bleiben.

Das Tor zur Sahara

  

Als es schon dämmert, erreiche ich schließlich mein Tagesziel Douz. Die Stadt wird auch das Tor zur Sahara genannt, denn es ist die letzte Stadt vor der Wüste. Dementsprechend touristisch ist hier das Gewusel auf den Straßen. Ich fahre auf den Campingplatz Camping Club Desert, der mir freundlicherweise die Reservierung für den kompletten Aufenthalt in Tunesien ausgestellt hatte. Auf vielen Plätzen stehen bereits unterschiedlichste Expeditionsmobile. Schnell komme ich mit den Besitzern ins Gespräch. Ich treffe auf Frank mit seinem grünen Sprinter (sprinter4x4frank), den ich schon bei der Einreise in Tunis kennengelernt habe. Er möchte schon am nächsten Morgen in die Wüste aufbrechen. Begleitung hat er bereits gefunden: Die Niederländer Margot und Gerome mit ihren Kindern Laurien und Roger (opreis.alsdebrandweer) in einer alten Feuerwehr und Daniela & Olli (od.rolling) ebenfalls im Sprinter. Ich werde gefragt, ob ich mich dem Expeditionsteam anschließe. Ich bin etwas unentschlossen. Gerne würde ich eigentlich erst ein Tag hier in Douz ankommen, aber die Möglichkeit gemeinsam aufzubrechen ist verlockend. Dennoch will ich mich noch nicht ganz festlegen und sage, dass ich vermutlich nicht mitkommen werde.

 

Am nächsten morgen sieht der Himmel etwas trüb aus. Wind ist über Nacht aufgezogen und färbt den klaren Himmel durch den aufgestobenen Sand leicht beige. „Ich weiß nicht ob es so viel Sinn macht heute loszufahren!“ sagt Gerome zu Frank. „Lasst es uns trotzdem versuchen!“, lautet seine Antwort. Während die Truppe bereits zusammenpackt, entscheide ich mich doch um. In Windeseile bin auch ich bereit und nur 15 Minuten später verlassen vier Fahrzeuge den Campingplatz. Bevor wir jedoch ins Abenteuer starten, müssen erst unsere Vorräte gefüllt werden. Erster Stopp ist die nächstgelegene Tankstelle, wo wir unsere Autos randvoll füllen. Anschließend wird der Wasservorrat aufgestockt. Neben meinen 12 Litern im Innern kaufe ich auch noch zwei 6L Kanister. Das sollte für die geplanten 4-5 Tage in der Sahara reichen.

Von Douz aus gibt es unterschiedliche Routen in die Wüste. Wir entscheiden uns für eine der beliebtesten Strecken von Douz nach Tembaine. Mit Walkie-Talkies ausgestattet geht es in Richtung Café du Parc. Eine befestigte Piste führt zielstrebig langsam, aber sicher in das Randgebiet der Sahara. Als die befestigte Piste einer weicheren, aber dennoch klar gezogenen Piste weicht, entscheiden wir uns den Reifendruck abzulassen. Das sollte vor Fahrten im Sand immer gemacht werden. Durch den niedrigeren Druck vergrößert sich die Fläche der Reifen auf dem Sand und verbessert so die Traktion. Tut man das nicht, fährt man sich einfach Fest im leichten Sand. Von meinen 2,8 Bar gehe ich runter auf weniger als die Hälfte auf 1,2 Bar. Auch wenn man es auf den Bildern nicht sieht, bereits während dieser Pause, fliegt uns der Sand im Wind nur um die Ohren. Es ist zwar kein Sturm, aber der Wind ist dennoch so stark, dass es keinen Spaß macht sich außen aufzuhalten. Wir fahren noch weiter bis zum Café du Parc, dort wollen Margot und Gerome mit ihren Kindern eine Kleinigkeit essen. Während Ich und Frank draußen warten, diskutieren die anderen in der kleinen Hütte über die Situation. Der Wind soll diesen Tag nicht besser werden. Es ist nicht nur unangenehm sich draußen aufzuhalten, auch ist die Sichtweite eingeschränkt. Ich gebe auch und fliehe vor dem Sand in die Hütte, wo wir gemeinsam unsere Entscheidung treffen. Es geht wieder zurück. Morgen soll sich der Wind wieder gelegt haben, dann wollen wir es erneut versuchen. 

Wir drehen also nicht nur den Schlüssel im Zündschloss, sondern auch der Sahra den Rücken zu. Ich bilde mir ein Ihren Ruf hören zu können, als ich im Rückspiegel zurückblicke. „Manchmal ist es Vernünftiger abzuwarten“, beruhige ich mich selbst. „Wer weiß wofür es gut ist!“ Während wir uns langsam aus der Wüste bewegen, nimmt der Wind immer weiter zu, wirbelt den feinen Sand in die Luft immer höher und höher. Von hier aus hat er bestimmt einen guten Blick hinab auf vier Fahrzeuge, die sich langsam, aber sicher ihren Weg in Richtung Norden durchschlagen. 

gez. Alex


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