· 

Von Abyaneh bis an den Persischen Golf

Die Landschaften, durch die wir reisen, ändern sich meist nicht direkt am Grenzübergang, sondern verändern sich Kilometer für Kilometer und Höhenmeter für Höhenmeter. Kulturen ändern sich hingegen schlagartig. Über die Sprache, Kleidung und Gesetzte werden diese Veränderungen für uns sichtbar. Im Iran spüren wir die landschaftliche und die kulturelle Veränderung am intensivsten. So führt dies zum Beispiel dazu, dass wir uns über jeden noch so kleinen Bachlauf freuen, der in einem so wasserreichen Land wie z. B. Georgien von uns keinerlei Beachtung bekommen würde. In dem Wüstenland Iran ist solch ein Bach für uns ein Grund für die Wahl unseres Stellplatzes für heute Nacht.

Unser Weg führt uns früh am nächsten Morgen ins nahe gelegene Gebirge in die Stadt aus Lehm, Abyaneh. Autofrei schlängeln wir uns durch die Gassen, bewundern die historischen Fassaden und genießen den Blick über die Stadt. Uns überrascht die Ruhe, die die Stadt ausstrahlt, und wir malen uns aus, wie Iran in den früheren Jahrzehnten wohl war, ob diese Stadt als Sinnbild für frühere Zeiten gelten kann?

Zurück ins Tal und zurück in die Gegenwart führt uns der Weg zur pulsierenden Stadt Isfahan, die bekannt ist für ihre wunderschönen Brücken bei Nacht, für die hohe Qualität der Teppiche und den zweitgrößten Platz der Welt beherbergt. Unterwegs stoppen wir für einen kleinen Meilenstein: George knackt die 300.000km. Über 40.000km sind wir seit dem Kauf 2018 gefahren. Wir denken, dass George bestimmt sehr glücklich ist, gemeinsam mit uns noch so viel von der Welt zu sehen.

Isfahan ist der letzte Treffpunkt mit Katrin und Patrick im Iran. Während die Zwei einige Zeit in Teheran verbrachten, fuhren wir in langsamerem Tempo von Stadt zu Stadt, um uns nun wieder hier zusammen zu finden. Um mal wieder richtig zu duschen, etwas Komfort zu genießen und dem Trubel einer solch lebendigen Stadt nachts zu entkommen, hat Alex für uns ein Guesthouse im traditionellen Stil gefunden, das spontan noch zwei Zimmer frei hatte. Da wir bereits früh eintreffen, gönnen wir uns etwas Wellness im hauseigenen Hammam. Anstatt der regulären Behandlung haben wir die Möglichkeit gemeinsam die Räume zu nutzen. Neben einem erfrischendem Willkommensgetränk aus Sirup und Chiasamen, liegen Sarong (Wickeltuch), Kese (Peelinghandschuh) und Seife bereit. Obwohl wir uns bereits 2020 in Istanbul in einem Hamam verwöhnen lassen haben, lassen wir uns nochmal alles erklären. Zuerst schwitzen im Dampfbad und mit abwechselndem heißen und kalten Wasser aus einer Schale übergießen. Dann etwas auf dem heißen Nabelstein aus Mamor in der Mitte des Raumes entspannen, bis sich die Poren öffnen. Anschließend die Haut ordentlich von alten Hautschuppen mit dem Peelinghandschuh und der Seife abreiben. Zu guter Letzt eine Waschung und Massage.

Frisch und erholt empfangen wir abends Katrin und Patrick. Die Freude ist groß und wir erzählen uns eifrig, was wir jeweils die letzten Tage erlebt haben. Es ist bereits Dunkel, als wir in Richtung des Meidan-e Emam Platzes aufbrechen. Der riesige Platz (75 000m²) ist hell erleuchtet und voller Menschen. Auf den Rasenflächen wird gepicknickt, Kutschen fahren umher und sogar im Bazar ist es im vollen Gange. Hier geht so schnell das Licht nicht aus. Nachdem wir eine komplette Runde von ca. 1 ½ km gelaufen sind, geht’s für uns wieder zurück. Die richtige Sightseeing-Tour startet morgen.

Zeitig hüpfen wir aus unseren weichen Betten und genießen das umfangreiche und abwechslungsreiche traditionelle Frühstück im eindrucksvollen Frühstücksraum des Guesthouses.

Gut gestärkt brechen wir wieder zum Platz des Emams auf, der auch Naqsch-e-Dschahan-Platz genannt werden kann. Wir wollen in die Große Moschee des Abbasi. Unzählbar viele blaue Fliesen leuchten uns in der bereits hochstehenden Sonne entgegen. Stolz thronen die zwei Minarette hoch über der imposanten Kuppel und blicken auf das geschäftige Treiben des Platzes.

Ebenfalls an einer Flanke des enormen Platzes befindet sich der Ali-Qapu-Palast, der als Museum freigegeben wurde, sodass die einstige Terrasse des Schahs nun der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Der Blick von hier über den Platz ist einzigartig und lädt zum Träumen ein. Es muss überwältigend sein, wenn der ganze Platz mit Menschen gefüllt ist und ein jeder seine Augen auf diese Kanzel richtet.

Wir verlassen den Platz und schlängeln uns durch die schmalen Gassen des großen Bazars bis hin zur Zentralmoschee Isfahans. Säule um Säule stützt die gigantische Kuppel.

Hungrig und leicht erschöpft führt uns unser Magen zurück in das geschäftige Treiben im Bazar. Ohne Taschenrechner läuft hier nichts. Das Umrechnen von Dollar in Rial oder Toman ist meist nicht mal eben im Kopf gemacht. Angeregt von den betörenden Düften der verschiedensten Gewürze suchen wir nach einem leckeren Mittagessen. Vergeblich versuche ich ein Restaurant zu finden, dass vegetarische Gerichte anbietet und so landen wir wieder zwischen Reis und Kebap. Für eine Mittagspause gehen wir zurück ins Guesthouse. Am Abend sollen die Brücken wunderschön beleuchtet sein, und so nutzen wir die Zwischenzeit für etwas Erholung.

Die Besichtigung der Brücke Si-o-se Pol Isfahans ist der krönende Abschluss unserer gemeinsamen Zeit mit Katrin und Patrick. Morgen schon trennen sich unsere Wege auf unbestimmte Zeit. Für sie geht es schleunigst zur Fähre nach Bandar Abbas, um nach Dubai überzusetzten, uns hingegen führt der Weg weiter nach Shiraz. Wir sind unglaublich dankbar, dass wir die beiden getroffen haben. Nicht nur weil sie der Grund sind, warum wir überhaupt im Iran sind, sondern auch weil wir zwei neue Freunde gefunden haben. Wieder einmal zeigt sich: Das Alter spielt keine Rolle, es kommt nur auf den Menschen an.

Da der Rückweg doch weiter ist als gedacht, beschließen sie ein Taxi zu nehmen, während wir uns noch die Khajoo Brücke ansehen und zu Fuß zurück spazieren. Uns persönlich gefällt die zweite Brücke noch ein Ticken besser, da sie noch detaillierter gearbeitet ist und mehr Varianz in der Bauweise aufweist.

Zwischen Isfahan und Shiraz liegen knapp 500km also sechs Stunden Fahrtzeit. Früh morgens starten wir und machen auf halber Strecke in einem kleinen Park nahe der Autobahn eine Pause. Ganz im Sinne des iranischen Lebensstils breiten wir unsere Decke aus, legen Snacks und Getränke bereit und schöpfen Erholung für den nächsten Abschnitt. Ob das Picknicken im Iran so populär ist, weil die Entfernungen zwischen den Städten so groß sind und somit eine Pause unerlässlich ist?

Glücklicherweise gibt es Hinweise auf Straßenschildern zu touristischen Zielen. Andernfalls hätten wir Persepolis mit Sicherheit verpasst. Da es bereits dunkel ist, als wir ankommen, beschließen wir auf dem Parkplatz der Ausgrabungsstätte zu übernachten. Routiniert breiten wir wieder die Decke aus und setzten uns mit Kocher, Gemüse und alkoholfreiem Bier vor George und bereiten das Abendessen zu. Auf dem Parkplatz sind wir nicht allein. Wie auch überall sonst im Land, wird auch hier das Sozialleben der Iraner ausgelebt. Familien sitzen zusammen, trinken Tee, grillen Spieße, hören Musik und unterhalten sich fröhlich und ausgelassen. Hunde werden spazieren geführt und vereinzelt wird sogar getanzt. Dinge, die im Iran eigentlich nicht erwünscht sind. Es dauert nicht lange, bis wir entdeckt werden und neugierig umgarnt werden. Sogar vom Grill und etwas Süßes wird uns gereicht. Als wir zusammenpacken kommt ein Familienvater zu uns rüber und lädt uns herzlich zu sich nach Hause ein. Auch nach dreimal Ablehnen, eine gelebte Höflichkeitsart des Iran, der Taarof, steht das Angebot noch. Nach kurzem Überwinden sagen wir zu. Das Abenteuer möchten wir eingehen und so folgen wir der iranischen Familie mit nach Hause.

Zwei Nächte und drei Tage verbringen wir mit Maral, Mohammed und Fatima. Wie Familienmitglieder werden wir aufgenommen und umsorgt. Wir besichtigen zusammen Persepolis und das Grab des Xerxes des 1., bekommen Faloodeh, ein spezielles Eis aus Stärkenudeln und Sirup, gezeigt und entdecken das iranische Familienleben. Im Hause Mohammeds gibt es nicht viele Möbel oder Räume, gegessen und gelebt wird auf den reichverzierten Teppichen. Gekocht wird nicht in der Küche, sondern am Herd draußen geschützt zwischen zwei Räumen, gespült wird in einer Senke in der Küche auf dem Boden sitzend. Die Toilette ist in einem kleinen Häuschen unweit des Hauses und ein riesiges Kühlgerät bläst kalte Luft in das Wohnzimmer. Hier findet das Leben statt, hier schlafen wir auf Matratzen. Für europäische Verhältnisse wirkt alles spartanisch und einfach, doch in dieser Einfachheit liegt die Essenz eines Zuhauses. Die Familie steht im Mittelpunkt und so kommen viele zu Besuch, um uns kennenzulernen, aber auch wir besuchen den Bruder mit seiner Familie, die direkt um die Ecke wohnen. Es wird reichlich Essen angeboten und wir werden neugierig über uns und die Reise befragt. Diese Wertevorstellung, in der Materielles der Zeit mit seinen Liebsten untergeordnet wird beeindruckt uns sehr und wir sind froh, dass wir mit offenen Armen in diesen Kreis aufgenommen wurden.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns herzlich und fahren mit frisch gefülltem Tank, denn Mohammad hat uns aus seinem Mähdrescher den Rest abgezapft, die letzten Kilometer nach Shiraz zum Bagh-e Eram Garten. Wir haben die letzten Tage sehr genossen, jedoch haben sie genauso viel Energie erfordert, wie sie Freude gebracht haben. Wir versprechen uns im Garten etwas Ruhe, etwas Zeit für uns und lassen die letzten Woche beim entspannten Spazieren Revue passieren. In einer ruhigen versteckten Ecke nehmen wir platz und die Anstrengungen der letzten Wochen fallen von mir ab und starke Emotionen überkommen mich. Genau im selben Moment tingelt ein Iraner um uns herum und kommt neugierig auf uns zu. Ich versuche ihm keine Beachtung zu schenken, doch er bemerkt nicht, dass er unser Gespräch unterbricht und in einen emotionalen Moment stolpert. Stolz zeigt er uns auf seinem Handy sein Polizeiauto, er ist Polizist. Er heißt uns im Iran Willkommen und möchte sehr gerne ein Foto mit uns machen. Etwas zu schroff verneine ich, und dennoch lässt er nicht locker, bis Alex sich erbarmt und ein Foto mit ihm macht. Da wir jetzt schon einige Wochen im Iran sind, weiß ich, dass er es nur lieb gemeint hat und dass sich in solchen Momenten die kulturellen Unterschiede verdeutlichen. Privatsphäre bedeutet hier einfach etwas anderes. 

Am Abend treffen wir uns mit Payam, ein junger Iraner aus Shiraz, zu dem wir Kontakt über Instagram aufgenommen haben. Er ist bereits mit anderen deutschen Touristen unterwegs gewesen und hat ihnen Shiraz und die Wüste gezeigt. Wir treffen uns an einem Parkplatz im Zentrum und er holt uns in seinem Mitsubishi Pajero ab, um uns seine Stadt zu zeigen. Schnell ist das Eis gebrochen und wir tauschen Geschichten über’s Offroad-Fahren aus, lauschen gespannt seinen Erzählungen und Interpretationen des heutige Irans, besichtigen nebenbei das Ali lbn Hamza Mausoleum, essen ein sehr cremiges Eis in Karottensaft (eine Spezialität) und schlendern über den Bazar. Als uns Payam zum Schlafen zu sich nach Hause einlädt, zögern wir nicht lang und sagen zu.

Wir verbringen weitere zwei Tage bei Payam und seinem wundervollen Hund Barlin. Alex und er zocken Fifa, wir bestellen Pizza, schlendern durch eine Mall und kochen gemeinsam. Alles in allem ist es eine spannende Zeit gemeinsam und so völlig entgegengesetzt zu unserer Zeit bei der iranischen Familie. Payams Wohnung ist modern eingerichtet mit vielen Möbeln, Pflanzen und dekorativen Elementen ausgestattet. Statt auf dem Teppich auf dem Boden zu essen, essen wir am Tisch oder auf der Couch. Statt Chai zu trinken, zu jeder Gelegenheit, gibt es Softdrinks. Wir sprechen gemeinsam Englisch, anstatt auf den Google-Translator angewiesen zu sein. Und in der Wohnung gibt es sogar eine europäische Toilette.


Payams Lebensstil spiegelt gut den Flair von Shiraz wieder. Die Stadt wirkt wie ein Pendant zu Ghom. Während in Ghom unzählige Mullahs auf den Straßen laufen und das Gesetzt der Scharia im Vordergrund steht, so ist Shiraz der liberale Kern, in dem die Kopftücher gerne mal auf den Schultern liegen und ab und zu Männerbeine in Shorts durch die Menge blitzen.


Während unseres Besuchs planen wir mit Payam unseren Ausflug in die Wüste. Er schlägt die Dascht-e Kavir vor, da er selbst in dieser schon des Öfteren unterwegs war und sie sich perfekt für Einsteiger, wie wir es sind, eignet. Zudem ist die Lut-Wüste, obwohl es bereits September ist, noch immer sehr heiß, was nicht außer Acht gelassen werden darf. In vier Tagen soll es losgehen. Zur Überbrückung der Zeit entscheiden wir uns entgegen aller Empfehlung an den Persischen Golf nach Bushehr zu fahren. Auch dort soll es noch immer sehr heiß sein und die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Doch bevor es für uns losgeht, wollen wir noch schnell unsere Wäsche im Waschsalon waschen. Beim Waschsalon angekommen finden wir heraus, dass ein Immobilien-Büro die Räumlichkeiten übernommen hat und dass hier ganz offensichtlich keine Wäsche mehr gewaschen wird. Doch wir wären nicht im Iran, wenn wir nicht trotzdem zum Wäschewaschen kommen würden. Spontan bietet einer der Mitarbeiter uns an, dass seine Frau für uns bei sich zu Hause waschen könnte, und schneller als wir verneinen können, sitzt er schon im Auto und beschreibt Alex den Weg zu sich nach Hause. Ich springe hinten rein und wir folgendem dem Mann, den wir erst seit fünf Minuten kennen.

 

Nach kurzer Zeit erreichen wir sein Wohnhaus und nehmen all unsere Wäsche zu ihm nach oben, wo seine Frau schon auf uns wartet. Wir erfahren, dass sie erst vor kurzer Zeit geheiratet haben und hierhergezogen sind. Während unsere Wäsche in der Waschmaschine gewaschen wird, unterhalten wir uns über Gott und die Welt. Er ist gelernter Wissenschaftler, jedoch ist das Gehalt nicht ausreichend, weswegen er in dem Immobilienbüro arbeitet, obwohl auch hier das Geschäft durch die Sanktionen etc. nicht gut läuft. Stolz werden uns Videos und Fotos der Hochzeit gezeigt und neben selbstgebackenem Gebäck und einem Erfrischungsgetränk trocknet unsere Wäsche geduldig in der Sonne im Hof. Nach vier Stunden und einem kleinen Nickerchen verlassen wir mit frischen Klamotten Bachmans Haus und machen uns nun endlich auf den Weg zum Persischen Golf.

Die Strecke zwischen Shiraz und Bushehr ist spannend und abwechslungsreich. Bisher sind wir im Iran meist entlang endloser Steppen der nahezu gerade verlaufenden Straße gefolgt. Hier durchfahren wir jedoch sich schlängelnde Straßen entlang eines wunderschönen Gebirges bis wir am Meer ankommen. Auf den letzten 50 Kilometern merken wir, wie die Temperaturen ansteigen und auch die Luftfeuchtigkeit enorm zunimmt. Auf unserer Haut bildet sich ein dünner Film aus Schweiß und der Fahrtwind bläst uns wie ein heißer Föhn ins Gesicht. Da unsere Klimaanlage nur aus zwei Lüftungsklappen unterhalb der Windschutzscheibe besteht, heizt George sich enorm schnell auf.

In Bushehr angekommen trifft uns der Schlag. Alex Hose ist vom Sitzen total durchnässt und die Luftfeuchtigkeit ist unerträglich. Wir flüchten ins nächstgelegene klimatisierte Restaurant und versuchen diesen Wetterunterschied erstmal zu realisieren. Gestärkt wagen wir uns wieder nach draußen und laufen der Küste entlang. Niemand sonst scheint draußen zu sein. Alex entscheidet sich spontan im persischen Golf schwimmen zu gehen. Nur in Boxershorts bekleidet springt er ins Wasser und erwartet eine kühle Erfrischung, doch Fehlanzeige. Das Meer ist um die 32 Grad warm und so fühlt es sich eher an, als wäre er in eine heiße Badewanne gesprungen. Nach nur kurzer Zeit kommt er zu mir zurück, duscht sich mit unserer Wasserflasche kurz ab, trocknet sich provisorisch mit seinem T-Shirt und schlüpft in seine klammen Klamotten. Für mich war ein Bad im Golf völlig ausgeschlossen. Ich hätte auf Grund der Kleiderordnung in voller Montur schwimmen gehen müssen. Diese Erfahrung hatte ich bereits am kaspischen Meer gemacht, und das wollte ich nicht noch einmal erzwingen. Wir machen uns auf den Weg zurück zum Auto, damit Alex sich umziehen kann, was sich schwierig gestaltet, als gedacht. Um den neugierigen Blicken zu entgehen, versucht er sich im Auto umzuziehen, was dazu führt, dass er, kaum abgetrocknet, im selben Moment wieder anfängt zu schwitzen. Kaum ein Lüftchen weht und so klebt die Feuchtigkeit der Luft auf seiner Haut. Ein Kiosk-Betreiber auf der anderen Straßenseite beobachtet das Ganze amüsiert und bringt uns freudig zwei überschwappende Becher des kühlen Getränks aus Chiasamen und Sirup, dass uns seit Isfahan immer mal wieder angeboten wird. Es nennt sich Khakshir und besteht unter anderem aus Rosenwasser und Zucker.

In Bushehr gibt es nicht ganz so viel für uns zu entdecken, die Mittagssonne brennt in unseren Gesichtern und durch die Hitze und die Luftfeuchtigkeit durchströmt die Stadt ein unangenehmer Geruch. Wie auch in anderen Städten liegt überall in den Ecken Müll oder türmt sich auf den Mülltonnen. Kombiniert mit den Temperaturen ist der Geruch keine Überraschung. Übernachtungsplätze in der Stadt und Umgebung sind kaum vorhanden und so entscheiden wir uns, einfach wieder umzukehren und den Besuch der Stadt als Tagesausflug zu verkürzen. Während wir uns fragen, ob sich die jeweils 300km lange Fahrt gelohnt hat, entdecken wir neben der Autobahn eine Herde Dromedare grasen. Kurzerhand biegen wir ab und sehen uns die Tiere von der Nähe aus an. Sogar wenige Kilometer weiter entdecken wir eine weitere Herde und der Kameltreiber lässt uns sogar die Tiere streicheln. Unglaublich, wie riesig die Füße sind, wie weich das Fell und wie friedlich die Augen uns neugierig beobachten. Besser hätte der Tag für uns nicht enden können.

Das Zusammentreffen mit den Kamelen ist ein passendes Highlight für den Wendepunkt unserer Reise, denn Bushehr war für uns der weit entfernteste Punkt. Von hier aus geht es langsam wieder in Richtung Heimat. Zeit, um weiterzureisen, hätten wir genügend, jedoch ist unser Budget begrenzt und die nächsten Länder, die wir durchqueren müssten, um die Mongolei zu erreichen, bieten keinen Transit über die Landgrenzen an. Aserbaidschan und Turkmenistan sind lediglich über die Häfen erreichbar und eine Fähre aus dem Iran nach Kasachstan gibt es nicht. Zumal die Temperaturen in Zentralasien nun rasant in die Minusgrade rauschen. Somit heißt es für uns: Aller guten Dinge sind drei. Unser Traum, bis in die Mongolei zu fahren, wird sich in dieser Reise nicht mehr erfüllen. Wir sehen der Sache jedoch positiv entgegen. Wäre der Weg frei gewesen, hätten wir uns den Iran vermutlich nicht so intensiv angesehen und hätten so diese wunderbaren Begegnungen und Erfahrungen nicht erlebt. Der Iran war das Sahnehäubchen unserer Reise und wir hätten es beinahe aufgrund der innerpolitischen Lage nicht gewagt. Wir sind dankbar für jeden Moment, den wir bis hierher erlebt haben und jeden Moment, der auf dem Rückweg noch auf uns warten.

gez. Eileen

...hier siehst du unsere gesamte Route.


hier geht's zum vorherigen Artikel

Teheran, Ghom & Kaschan

hier geht's zum nächsten Artikel

Von Bushehr in die Wüste