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Von Sparta nach Aegina

Über einen Monat sind wir nun unterwegs. Wir haben andere Reisende getroffen und haben wunderschöne Orte kennengelernt. Nur einmal ist es uns passiert, dass wir unerwünscht waren.

 

 

Wir sind auf dem Weg zu den Kapsia Höhlen. Da die nächst größere Stadt Tripolis vor Verkehr überquillt, holen wir uns nur schnell eine Pita und fahren direkt weiter nach Kapsia in der Hoffnung, dass wir auf dem Parkplatz vor den Höhlen übernachten dürfen. Wenige Lichter brennen noch in der Gaststätte und zwei Autos stehen ebenfalls noch auf dem Parkplatz. Nach zwei Stunden fahren die zwei Autos. Das eine fährt leider direkt auf uns zu. Ein Mann hupt uns an, steigt aus und klopft. Es kann nur der Besitzer der Gaststätte sein. Wir machen auf und bekommen irgendetwas auf Griechisch gesagt mit den englischen Wörtern ‚security‘ und ‚no parking‘. Wir sollen ihm folgen, denn er wüsste einen Ort wo wir über Nacht parken können. Im nächstgelegenem Ort angekommen, hält der Mann, steigt aus und gibt uns zu verstehen, dass dies der Ort sei – wir stehen mitten an einer Kreuzung – und verweist auf die Tankstelle gegenüber. Dort gebe es super Kaffee. Verwirrt bleiben wir zurück wohl wissend, dass wir hier nicht stehen bleiben. An einer Nebenstraße finden wir einen etwas ruhigeren Platz. „Es ist ja nur für eine Nacht“, sagen wir uns.

 

In der Gaststätte an den Kapsia Höhlen gibt es Wlan, griechische Backwaren, Kaffee und die Tickets für die Höhlen. Es ist schön hier. Wir können in Ruhe frühstücken und aktualisieren danach unseren Blog, schreiben einen Artikel über die letzten Wochen auf Peleponnes und laden Fotos zum Endergebnis des Ausbaus hoch. Wie ein Tornado schlagen auf einmal vier Reisebusse auf und die sich darin befindenden Menschen stürmen auf die Gaststätte zu. Es ist wie im Taubenschlag. Wir flüchten in die hintersten Zimmer der Gaststätte und verschieben unsere Tour durch die Höhlen auf die letztmögliche. Wir haben Glück und als wir unsere Tour starten, sind alle Busse weitergefahren und wir haben eine entspannte Führung mit einer sehr netten Reiseführerin, die uns, als einzige Ausländer, ein paar Infos auf Englisch übersetzt. „The Germans“ – ist unser Stichwort.

 

Unser nächstes Ziel haben wir über Google Maps entdecket. Es handelt sich um eine stillgelegt Bahnstrecke, auf dessen Ende ein entgleister Zug verfällt. Zuerst sah der Weg ganz einfach aus. Die Schnellstraße entlang, dann scharf rechts und einer kurvigen Straße folgen. Wir folgen der Navigation, biegen scharf rechts auf einen steinigen, stark abfallenden Weg ab. Zum Glück haben wir einen Geländewagen. Wir fahren den Berg hinunter und gelangen zu der vermeintlichen kurvigen Straße. Während uns ein Hund von dem nahe gelegenem Haus entgegenläuft und bellt, erkennen wir, dass Google Maps den Bachlauf als Weg verzeichnet hat. Hier kommen wir nicht weiter. Selbst George würde es durch dieses steinige Flussbett nicht schaffen. Wir fahren zurück und versuchen über eine andere Zufahrt zu dem Zug zu gelangen. Es ist zwar steil, steinig und eng, doch George kämpft sich durch den Olivenhain und wir gelangen im Tal wieder an das Flussbett. Den Rest laufen wir zu Fuß. Einen Weg gibt es nicht. Noch vor Beginn der Dämmerung erreichen wir den Zug. Die Fahrt hat sich gelohnt. Unwirklich und majestätisch steht der ausgeschlachtete Zug vor uns.

 

Wir fahren weiter in Richtung Nafplio zu einem weiteren stillgelegtem Bahnhof in Milli, auf dessen Gleise ebenfalls noch alte Züge stehen sollen. Wir stellen George ab und gehen zu Fuß zu den Gleisen, doch bis zu den Zügen kommen wir gar nicht erst. Ein großer kläffender Hund gibt uns zu verstehen, dass dies sein Revier ist und wir hier nichts zu suchen haben. Von der anderen Seite erhaschen wir jedoch einen Blick auf die Züge. Sie stehen jedoch in keinem Vergleich zu unserem Zug bei Syrtas. Über die App ‚Park4Night‘ finden wir einen Parkplatz ganz in der Nähe in Kyveri, der direkt am Meer gelegen ist. Hier bleiben wir erstmal, essen in einer sehr guten Taverne, gucken den Fischern beim Fischen zu, schwimmen im Meer, kommen zur Ruhe. Nach zwei Tagen fahren wir weiter über Argos zur Festungsstadt Mykene. In Argos gibt es ein altes Theater mit Badehaus und Markthalle aus der Zeit der Griechen im 5. Jahrhundert v.Chr. Zwei Jahrhunderte später wurde es unter der Herrschaft der Römer verändert und erweitert. Die Akustik im Theater ist erstaunlich. Sogar in der letzten obersten Reihe kann ich Alex unten auf der Bühne gut verstehen. Der Blick über die Stadt bis zum Meer ist weit. Wieder unten angekommen laufen wir durch die einstigen Räume des Badehauses. Über einen aufgeständerten zweiten Boden wurde das Haus erwärmt und beheizt. Kleine Türen weisen auf die Gänge der Bediensteten hin und Sitzecken aus Mamor bezeugen den Reichtum dieser Zeit.

 

Die Schatzkammer des Atreus und die Festungsstadt Mykene sind unsere nächsten Zeile. Der Kegelförmige Bau des Atreus begeistert uns mit seiner Höhe. Jeder Schritt und jedes Wort hallen von den Wänden mehrfach zurück. Kurzerhand geben wir ein kleines Konzert. Alex singt mit seiner tiefen Singstimme und ich gebe den Rhythmus an. Die Wände des Kegels vervollständigen unsere Musik.

 

Direkt gegenüber befindet sich die Festungsstadt Mykene. Im Museum erfahren wir die Geschichte dieser bedeutenden Stadt Griechenlands. Hier liegen Funde von 3500 v.Chr. bis zum Niedergang im 3. Jahrhundert v. Chr. aus und dokumentieren den Fortschritt und Reichtum dieser Stadt, die ganz Griechenland beeinflusste.

 

Bevor es weiter geht, treffen wir Simone, eine Spanierin, die nur mit ihrem kleinen Rucksack um die Welt reist. Wir nehmen sie ein Stück mit und tauschen unsere Erlebnisse aus. Spät nachmittags erreichen wir Korinth. Aufgrund schlechten Wetters besichtigen wir die archäologischen Funde erst am nächsten Tag, jedoch sind wir wieder gleichzeitig mit mehreren Reisebussen vor Ort, weswegen wir recht zügig weiterfahren nach Akrokorinth. Diese Festungsanlage auf 575m Höhe weist eine Geschichte mit vielen Besetzern auf. An dem Tempel der Aphrodite, die später zur Kapelle und dann zur Moschee umgebaut wurde und nun zerfallen ist, ist dies deutlich zu erkennen. Der Blick von hoch oben über Korinth entlang dessen Kanals in Richtung Athen ist atemberaubend. Der Kanal ist ebenfalls ein Besuch wert. Die 80m schräg abfallenden Klippen zwischen dem griechischem Festland und Peleponnes verkürzen den Seeweg um 325 km. Wir haben das Glück, dass eins der 30 Schiffe pro Tag unter uns durch den Kanal fährt.

 

Die nächsten Tage verbringen wir bei Alex Großeltern und lassen uns nach einem Monat reisen ordentlich mit einer warmen Mahlzeit und einer heißen Dusche verwöhnen. Gemeinsam machen wir einen Ausflug zum Tempel des Poseidon in Sounion, wo einst die Seeleute den Segen des Meergottes erbitteten. Wir sind überrascht darüber, wieviel noch von dem Tempel vorhanden ist. In Athen selbst besichtigen wir die historische Agora. Hier befindet sich unteranderem die rekonstruierte Stoa des Attalos (Wandelhalle) und der Tempel des Hephaistos aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., die durch ihre nahezu vollkommene Erscheinung unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das Parthenon auf der Akropolis von Athen hatten wir bereits bei unserem Besuch im letzten Jahr besichtigt. Bei jedem Besuch der Großeltern nehmen wir uns nur wenige der Sehenswürdigkeiten von Athen vor, um immer noch etwas Neues entdecken zu können. Nach einem Spaziergang durch die historische Altstadt Plaka, beidem wir uns ein kleines handgemachtes Backgammon-Spiel aus Olivenholz gekauft haben, beenden wir den Abend im Restaurant Iliostasio Thisio, das für mich von besonderer Bedeutung ist. Hier gibt es die beste vegane Carbonara, die ich je gegessen habe.

 

Nach insgesamt 7 Tagen Athen verlassen wir das Festland und erreichen die Insel Aegina. Hier ist Alex seit er denken kann zu Besuch, denn seine Großeltern besitzen in Agia Marina ein wunderschönes Ferienhaus. Wir haben Glück und das Wetter ist noch warm genug, um im Meer baden zu gehen. Nur noch wenige Geschäfte haben geöffnet, da sich das Geschäft außerhalb der Hauptsaison nicht rentiert, doch wir sind zufrieden. Wir haben hier alles was wir brauchen.

 

38 Tage sind wir nun unterwegs und es ist Zeit für eine Zwischenbilanz. Insgesamt haben wir ca. 1800 ausgegeben. 30% davon haben wir für den Diesel ausgegeben, 29% für Lebensmittel, 20% für sonstige Notwendigkeiten, 19% für Fähren, Maut und Bus- oder Zugtickets und 3% für Freizeitaktivitäten. Das ergibt einen Tagessatz pro Person von 23,50 und 84km Fahrt pro Tag. Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis.

gez. Eileen